
Puritaner auf Gottes Pfad – und am Rand des Abgrunds
Solomon Kane – Die Hand des Verderbens eröffnet eine Reihe, die Robert E. Howards kompromisslosen Puritaner in ein auditives Gewand kleidet. Der düstere Wanderer, getrieben vom unerschütterlichen Glauben daran, dass die Welt voller Übel ist, findet in der Hörspielform ein Zuhause, das seine schwermütige Wucht besonders gut zur Geltung bringt. Statt großflächiger Kulissen oder kinematografischer Bilder baut das Hörspiel ganz auf Stimme, Geräusch und Musik – ideale Mittel, um Kanes Inneres nach außen zu kehren: die Enge seiner Moral, die Schärfe seiner Klinge, die Unnachgiebigkeit, mit der er dem Bösen nachstellt.
Die Auftaktfolge Die Hand des Verderbens ist zugleich Standortbestimmung und Versprechen. Sie legt Ton und Richtung fest, führt die Figur klar ein und präsentiert ein erstes Abenteuer, das atmosphärisch dicht und thematisch typisch für Solomon Kane ist: verschwundene Menschen, unheilige Präsenz, ein Gasthaus als Schwellenort, die stetige Gleichzeitigkeit von weltlichem Verbrechen und übernatürlicher Bedrohung. Mit rund einer Stunde Spielzeit bleibt die Erzählung kompakt, aber nicht schmal – genug Raum für Suspense, zupackende Konfrontationen und jene schattigen Zwischentöne, aus denen der Reiz des Stoffes entsteht. Die offizielle Shop-Seite nennt 61 Minuten Spielzeit; Veröffentlichungen in Streaming-Katalogen verorten die Folge im Jahr 2023.
Howard, Puritanismus und die Hörspielform
Solomon Kane stammt aus der Feder Robert E. Howards, der in Weird Tales unsterbliche Pulp-Archtypen prägte. Kane ist nicht so weltberühmt wie Conan, aber vielleicht die konsequenteste Verdichtung von Howards Schwermut, Katholizität im Sinne eines alles umfassenden Kampfs gegen das Böse (trotz Kanes protestantischer Prägung) und romantisierter Härte. Er ist Pilger und Krieger, melancholisch, aber unermüdlich – eine Figur, die sich hervorragend eignet, um über Schuld, Sühne und das Grauen nachzudenken. Als Hörspiel gewinnt dieser Stoff besondere Qualität: Geräusche lassen die Düsternis atmen, Musik stiftet sakrale Spannung, die Stimme des Protagonisten wird zum moralischen Seismographen. Ein Blick in die Quellenlage unterstreicht: Der Charakter ist historisch im späten 16. bis frühen 17. Jahrhundert verankert, seine Abenteuer führen ihn um die Welt, oft an die Grenzen des Rationalen.
Handlung
Die Geschichte platziert Kane im späten 15. Jahrhundert (die Holysoft-Fassung verschiebt die Zeitlinie leicht), während er durch die Weiten des jungen Amerika wandert. Es häufen sich Berichte über Verschwundene in der Nähe von Torkertown – eine klassische Hook, die sofort Unbehagen weckt. Auf dem Weg dorthin kehrt Kane in einem Gasthaus ein; der dramaturgische Clou: Der Schwellenort zwischen Reise und Ziel wird selbst zum Brennpunkt des Unheils. Die Folge nutzt das Gasthaus als Bühne für Annäherung und Konfrontation, für das Abklopfen von Gerüchten und das allmähliche Sichtbarwerden eines Gegners, der mehr ist als ein bloßer Mensch. Die offizielle Inhaltsangabe betont, dass Kanes Feind ihn dort bereits erwartet – ein eleganter Suspense-Haken, der dem Hören von Beginn an Richtung und Drall gibt.
Wichtig dabei: Die Folge überfrachtet den Auftakt nicht mit Mythologie. Stattdessen etabliert sie die Figur über Konflikt und Atmosphäre. Das Böse hat eine greifbare, beinahe handwerkliche Qualität: Schritte im Flur, knarrende Diele, der Luftzug einer Tür, das beharrliche Ticken einer Uhr. Aus diesen Bausteinen erwächst das Gefühl, dass Kane nicht allein durch Räume geht, sondern durch Zonen moralischer Prüfung.

📱 WhatsApp-Kanal
Immer auf dem Laufenden – direkt in deinem WhatsApp! Erhalte exklusive Hörspiel-Tipps, Neuerscheinungen, Hintergrundinfos und Highlights, bevor sie alle anderen sehen.
Jetzt dem WhatsApp-Kanal beitretenDer Klang von Pflicht und Finsternis
Die Besetzung überzeugt durch markante, gut unterscheidbare Stimmen. Nach öffentlich zugänglichen Angaben führt Dirk Hardegen den Protagonisten – eine Wahl, die Kanes Kontur stützt: rau, bestimmt, mit einer leisen, stoischen Melancholie. In den verfügbaren Katalogen erscheinen darüber hinaus Namen wie Till Hagen, Peter Flechtner, Otto Strecker, Vanessa Diana Wirth, Dirk Hardegen (in Doppelfunktion gelistet) und weitere – ein Ensemble, das in der Szene mit Präzision und Präsenz verbunden wird. Einzelne Plattformen führen zudem Sprecher wie Detlef Bierstedt, Robin Brosch, Wolfgang Bahro oder Marius Clarén über die Serienpräsenz; nicht sämtliche Namen werden in jeder Folge gleichermaßen prominent geführt, doch der Gesamteindruck bleibt: hochkarätig und stimmlich variabel.
Entscheidend ist nicht nur die Klangfarbe, sondern die Textur der Performances: Kane wird nicht als polternder Eiferer, sondern als streng kontrollierter Mann gezeigt, dessen Wut auf das Böse stets durch die Nüchternheit des Pflichtgedankens gefiltert ist. Nebenrollen setzen scharfe Akzente – vom vorsichtigen, ausweichenden Ton einer Figur, die zu viel weiß, bis zur kalten Gefasstheit einer Stimme, die an der Grenze zum Unmenschlichen schwebt. Die Dialogführung lässt Raum für Subtext: Pausen, Atem, die Art, wie ein Satz abbricht – alles arbeitet daran mit, eine Moralwelt zu zeichnen, in der Schweigen oft lauter ist als ein Schwur.
Regie, Adaption und Tonarchitektur
Die Adaption kündigt sich als frei nach Robert E. Howard an – ein korrektes Signal: Die Folge emuliert nicht sklavisch eine bestimmte Vorlage, sondern übersetzt Kernideen in ein funktionales Hörspiel-Format. Das Dialogbuch setzt auf klare Szenenachsen: Ankunft, Erkundung, Verdichtung, Eskalation. So entsteht eine Spannungskurve, die ohne große Exposition funktioniert. Die Regie meidet akustische Unübersichtlichkeit, setzt stattdessen klare Raumachsen (Korridor – Schankraum – Gästezimmer – Außenbereich) und lautmalerische Marker (Tür, Kamin, Bänke, Stufen), sodass der Hörer nie verlorengeht.
Das Sounddesign ist der stille Star: Holz, Seil, Leder, nasse Erde, Wind – all das klingt organisch und ortbar. Entscheidend ist die Luft im Ton, das feine Rauschen, die Raumreflexion – sie verleihen der Kulisse Tiefe. Gegnerische Präsenz wird nicht nur durch Effekte codiert, sondern durch störende Frequenz-Schlieren, die sich in die Klangumgebung mischen, als sei das Böse eine akustische Verunreinigung. Die Musik wiederum balanciert zwischen sakraler Gravität (gebundene, schwere Harmonien) und taktischer Bewegung (Puls, Schlag, String-Stabs), ohne je in plakative Horror-Klischees abzugleiten.
Vom Gerücht zum Gericht
Die Folge setzt auf die klassische Kane-Dramaturgie: Ein Gerücht (Verschwundene), eine Zuspitzung (der Weg führt durchs Gasthaus), ein gerichtsförmiges Finale, in dem Fakten, Glauben und Wille aneinandergeraten. Was gut gelingt: Das Hörspiel meidet das Reißbrettgefühl. Zwar sind die Stationen klar, aber die Übergänge sind atmosphärisch motiviert – Kanes Fragen, die Unruhe der Bewohner, ein zufälliges Geräusch, das plötzlich haftet.
Spannend ist die Moralökonomie: Kane handelt nach einem inneren Gesetz. Er ist kein Detektiv im bürgerlichen Sinn, sondern ein Richter-Pilger, dessen Prüfstein nicht der Kodex des Ortes, sondern die harte Linie seines Glaubens ist. Für die Hörspielform ideal, denn diese Struktur erlaubt starke Monolog-Kanten und knappe, zugespitzte Dialoge, die die Handlung tragen, ohne sie zu zerreden.
Glaube, Schuld, Natur des Bösen
Solomon Kane ist ein Mann, der nicht hofft, sondern glaubt – und zwar ohne Restzweifel. Dieser Glaube ist kein Trostspender, sondern ein Maßstab, ein kaltes Lineal, an dem jede Handlung angelegt wird. Die Folge zeichnet das präzise: Nicht Predigt, sondern Praxis. Im Klangbild äußert sich das in kontrollierten Sprechpausen, nüchternen Formulierungen und einem Tonfall, der persönliche Regung zügelt, weil die Entscheidung längst anderswo gefallen ist – in einer inneren Gerichtsinstanz. Der Puritanismus ist hier keine nostalgische Staffage, sondern ein Motor, der Szenen antreibt, Dialoge verkürzt, Handlungsräume enger macht. Wer so glaubt, bewegt sich nicht frei, sondern zielgerichtet; und genau daraus entsteht Spannung: Welche Abweichung würde Kane sich überhaupt erlauben? Wo endet Pflicht, wo beginnt Gnade?
Schuld tritt in diesem Kosmos zweifach auf: als individuelles Vergehen und als diffuse Ausdünstung einer Gemeinschaft, die etwas weiß und es dennoch nicht sagt. Das Hörspiel lässt diese Schuld nicht abstrakt, sondern körperlich klingen: erschrockenes Atemholen, das Knarzen eines Stuhls, ein zu langes Zögern vor einer Antwort. Das sind kleine Indizien, die die Räume zunehmend beschweren, als würden Worte im Hals schwerer. Schuld ist die unsichtbare Gravitation der Szenen: Sie zieht Blicke zu Boden, macht Stimmen leiser, verschiebt Prioritäten. Und sie ist ansteckend – je dichter das Netz aus Halbwahrheiten, desto schneller kippt Vorsicht in Komplizenschaft. Solomon Kane steht darin wie ein Gegenmagnet: Sein Glaube erlaubt ihm, Schuld zu benennen, aber er zwingt ihn gleichzeitig, sie zu richten. Diese Doppelrolle – Ermittler und Vollstrecker – macht den Reiz der Figur aus und schärft das ethische Profil der Episode.
Die Natur des Bösen wird nicht als bloßer Effekt ausgeleuchtet, sondern als Störung von Ordnung erfahrbar gemacht. Bevor klar ist, was genau droht, ist hörbar, dass etwas nicht passt: eine Frequenz, die im Raum keinen Ursprung hat; ein Geräusch, das näher ist, als es sein dürfte. Das Böse erscheint so weniger als Monster, mehr als Prinzip – ein Wille zur Entgrenzung, der in Menschen Fuß fasst und die Welt porös macht. Gerade in dieser Ambivalenz wird der Howardsche Kern spürbar: Das Übernatürliche hebt das Irdische nicht auf, sondern radikalisiert es. Wenn die Folge die Hand des Verderbens tastbar macht, dann, weil sie menschliche Hände nicht aus dem Spiel nimmt. Es gibt Rituale, Zeichen, Versuchungen – aber immer auch Entscheidungen, die getroffen oder verweigert werden.
Zusammengeführt entsteht ein Dreiklang: Glaube ordnet, Schuld verdichtet, das Böse entgrenzt. Aus dieser Reibung gewinnt die Erzählung ihren Druck. Kane kann nicht anders, als der Logik seines Glaubens zu folgen; die Gemeinschaft kann nicht anders, als die eigene Schuld zu verschleiern; das Böse kann nicht anders, als diese Lücke zu nutzen. Das Hörspiel bleibt dabei konsequent leise – keine großen Thesen, sondern kleine, präzise Setzungen. Gerade deshalb trägt das Motivgefüge weit: Der Kampf, den Kane führt, ist weniger Spektakel als Prüfstein. Er sagt, was auf dem Spiel steht, ohne es auszubuchstabieren. Und wenn am Ende etwas geklärt scheint, bleibt der Nachhall: Glaube erleichtert nicht, Schuld erlischt nicht einfach, das Böse findet neue Fugen. Genau daraus bezieht die Folge ihre anhaltende Unruhe.

📱 Bluesky-Kanal
Updates, Neuerscheinungen und exklusive Hörspiel-Tipps – direkt auf Bluesky. Kurz, präzise und ohne Umwege auf deinem Feed.
Jetzt dem Bluesky-Kanal folgenHorrorhandwerk: Wie die Folge Angst erzeugt
Die Produktion setzt auf sensorische Ökonomie: wenige, präzise gesetzte Geräusche, die sich verketten. Statt Dauer-Beschallung gibt es Stilleflächen – unheimliche Pausen, in denen das Ohr weiterhört. Wenn dann ein unpassendes Geräusch (z. B. ein Ton, der nicht zum Raum passt, eine Bewegung, die zu nah klingt) die Stille beschädigt, entsteht Alarm.
Die Räumlichkeit wird sauber modelliert: Schritte wandern in der Stereobreite, die Deckenhöhe klingt, Türen öffnen sich hörbar in ein anderes Volumen. Dazu Mikro-Texturen (Stoff, Atem, Metallgriff), die intime Distanz markieren – als stünde das Grauen an der Schulter.
Musikalisch arbeitet die Folge mit harmonischen Schwebungen und rhythmischen Impulsen, die aus dem Nichts auftauchen und wieder verschwinden. Das erzeugt eine Art spirituellen Tinnitus, der Kane begleitet – nicht laut, aber unentrinnbar.
Solomon Kane als moralischer Vektor
Kane ist keine sympathische Figur im Mainstream-Sinn. Sein Reiz liegt in der Konsequenz, die im Hörspiel glaubhaft klingt: Der Mann, der lieber schweigt als smalltalkt. Der Mann, der eine Antwort sucht, ohne um Zustimmung zu werben. Die Inszenierung erlaubt auch Schatten: Müdigkeit in der Stimme, Momente zivilen Mitleids, die nicht lange bleiben dürfen. Dadurch wird Kane nicht flach, sondern tragisch – einer, der Gnade kennt, aber Pflicht höher gewichtet.
Nebenfiguren dienen nicht nur als Stichwortgeber, sondern tragen Farbe bei: Angst, Aberglaube, Trotz. Sie sind funktional (Informationsfluss), aber nicht austauschbar; das Ensemble sorgt dafür, dass jedes Gesicht einen Klang hat.
Warum die Stunde trägt
Mit rund einer Stunde ist die Folge straff gebaut. Kein Leerlauf, klare Übergänge, Szenen, die aufeinander zulaufen. Eine klassische Drei-Akte-Struktur – Akte im Hörspiel-Sinn: Erkundung (Akte 1), Verdichtung (Akte 2), Abrechnung (Akte 3). Die Akustik unterstützt die Zäsuren: wechselnde Klangsignaturen (innen/außen), veränderte Geräuschdichte, stufenweise Musikintensität. So bleibt der Spannungsbogen stabil – und die Klimax verdient sich ihre Schärfe.
Vergleich im Holysoft-Kosmos
Holysoft produziert seit Jahren Reihen, die klassische Stoffe zugänglich und hochglanz-auditiv präsentieren. Solomon Kane reiht sich dort als dunkles Period Piece ein, unterscheidet sich aber von urbaneren Formaten (mit moderneren Klangwelten) durch organischen Naturalismus: Holz statt Neon, Wind statt Sirene. Das ist eine Stärke: Die Reihe stiftet Eigenklang, der sich von zeitgenössischen Horrorserien absetzt.
Stärken
Die Hand des Verderbens überzeugt vor allem durch eine Atmosphäre mit echter Tiefenschärfe: Organische Geräuschwelten aus Holz, Wind, Stoff und Metall sowie sauber modellierte Räume lassen jede Szene unmittelbar greifbar werden. Darin steht Solomon Kane als konsequente Figur mit klarem moralischem Vektor; seine stoische Konzentration trägt die Dramaturgie und hält den Spannungsfaden straff. Das Pacing bleibt über die gesamte Spielzeit präzise: eine übersichtliche Drei-Akte-Führung ohne Füllszenen, die zielstrebig auf eine verdiente Klimax zuläuft. Dass das Sounddesign als eigentlicher Erzähler funktioniert, zeigt sich in fein gesetzten Mikrodetails und bewusst gelassenen Stilleflächen—Horror sickert ein, statt mit Effekten zu überziehen. Die Musik dosiert dieser Ansatz klug: zurückhaltend, funktional, spannungsstützend, nie plakativ.
Auch das Dialoghandwerk ist stimmig: knappe, subtextstarke Sätze, Pausen als Bedeutungsträger, keine erklärenden Monologe, sondern szenische Verdichtung. Dadurch gewinnt die Folge einen markanten Eigenklang im Holysoft-Kosmos: ein natürliches Period Piece, deutlich unterscheidbar von urbanen Modern-Horror-Soundscapes. Trotz freier Adaption bleibt die Werktreue im Geist spürbar—Glaube, Schuld und die Natur des Bösen stehen hörbar im Zentrum. Das liebevoll genaue Handwerk verleiht der Episode einen hohen Re-Listen-Wert, weil platzierte Hinweise und subtile Raumwechsel beim zweiten Hören noch klarer hervortreten. Zugleich bleibt die Folge als Einstieg zugänglich: in sich geschlossen, aber mit spürbarem Sog in die weitere Reihe.
Mögliche Kritikpunkte
Wer Solomon Kane zum ersten Mal hört, könnte die Figur als hart und unzugänglich empfinden. Das Hörspiel erklärt seine Moral nicht didaktisch; es setzt sie. Das ist künstlerisch richtig, aber verlangt Aufmerksamkeit. Zudem ist die Zeitlinien-Setzung (spätes 15. Jahrhundert/junges Amerika) für historisch pedantische Hörer vielleicht gewöhnungsbedürftig, da der literarische Kanon Kane eher später verortet; die Reihe nimmt sich hier hörspielgerecht Spielraum. Schließlich könnte man wünschen, dass zwei Nebenfiguren noch klarer konturiert würden – sie funktionieren, bleiben aber im Schatten der Handlung. Diese Punkte ändern nichts am starken Gesamteindruck, markieren aber mögliche Stellschrauben für spätere Folgen.
Warum Die Hand des Verderbens funktioniert
Das Hörspiel meidet die beiden häufigen Fallen des Genres: Übererklären und Überinszenieren. Stattdessen lässt es Geräusche erzählen. Man hört, wie jemand eine Kerze löscht – und fühlt die Dunkelheit. Man hört Metall an Holz – und weiß, dass das Gespräch vorbei ist. Diese Genauigkeit macht die Folge replay-tauglich: Beim zweiten Hören fallen kleine Platzierungen auf, die die Szene in der Tiefe organisieren.
Musikalisch überzeugt die Dosis: Nie drüber, nie matt. Die Musik ist nicht Dekor, sondern Spannungswerkzeug, das Übergänge markiert und Atem gibt. In Summe entsteht ein bewegter Stillstand – das typische Kane-Gefühl, in dem der Raum still wird, weil die Entscheidung fällt.

📱 PWA – Progressive Web App
Nutze die Website wie eine App: auf dem Startbildschirm, schnell geöffnet, mit Offline-Funktion für Inhalte und optionalen Mitteilungen zu Neuerscheinungen.
Jetzt als PWA installierenEinordnung innerhalb der Reihe
Die Hand des Verderbens ist ein sauberer Pilot, der ohne Abhängigkeit von späteren Folgen besteht, zugleich aber Lust auf mehr macht. Kataloge führen bereits weitere Teile (z. B. Schädel inmitten der Sterne, Blutige Schatten, Die Burg des Teufels, Die blaue Flamme der Rache). Wer Gefallen an der Tonlage findet, bekommt also Kontinuität: mehr Grenzen, mehr Schuld, mehr Konfrontationen zwischen irdischer Tat und überirdischer Konsequenz.
Für wen ist das was?
Für Hörer, die klassischen, dunklen Abenteuerton mögen, für Freunde präziser Geräuschdramaturgie und ernsthaften Figurenporträts. Wer Horror vor allem als Schockfeuerwerk sucht, wird die Zurückhaltung merken; wer Horror als langsames Einsickern schätzt, ist genau richtig. Und wer Howard liebt, dürfte die Werktreue im Geist würdigen – auch dort, wo die Adaption notwendige Freiheiten nimmt.
Fazit
Solomon Kane – Die Hand des Verderbens ist ein starker Auftakt: klanglich robust, erzählerisch straff, thematisch klar. Die Folge nimmt den Puritaner ernst – und gerade deshalb entfaltet sich sein Reiz. Die Inszenierung vertraut auf Handwerk statt Effekt, auf Stimme statt Filter, auf Stille statt Dauerdröhnen. Dass die Folge damit nicht den einfachsten Weg sucht, sondern den wirkungsvollsten, ist ihre große Stärke.
Die Serie positioniert sich im Holysoft-Portfolio als düsteres, periodisches Abenteuer-Horror-Hörspiel, das ohne ironische Distanz auskommt. Die 61 Minuten fühlen sich voll an, aber nicht überladen; das Gasthaus-Setting bündelt Erzählenergie und erzeugt eine Konzentration, die der Figur guttut. Sprecher, Sounddesign und Musik greifen hörbar ineinander – man spürt, wie sorgfältig an Räumen und Übergängen gearbeitet wurde. Wer Kane bislang nur aus dem Film oder aus Texten kennt, bekommt hier eine Variante, die nichts erklärt, was sie zeigen kann, und nichts zeigt, was sie andeuten kann – im Horror ein Zeichen von Klasse.
Kurz: Hören – am besten mit guten Kopfhörern, bei gedämpftem Licht. Dann zeigt Die Hand des Verderbens, was sie ist: ein greifbarer Schatten, der im Ohr bleibt, wenn der letzte Ton verklungen ist.
Solomon Kane – Die Hand des Verderbens
* Affiliate-Link: Wenn du über diesen Link einkaufst, erhalten wir eine kleine Provision. Für dich ändert sich nichts am Preis.
- Label / Verlag: Holysoft
- Veröffentlicht:
- Genre: Horror / Grusel
- Herkunft: Deutschland
Produktion
- Produktion: David Holy
- Skript: Thomas Kramer
- Regie: Dirk Jürgensen
- Sounddesign: Thomas Güthaus , Jonas Bartsch-Blasius
- Coverzeichnung: Stefan Sombetzki
Sprecher
- Solomon Kane – Dirk Hardegen
- Katheryn Goodwyn – Vanessa Diana Wirth
- Caspar Harvey – Otto Strecker
- John Redly – Till Hagen
- Gerard Dubois – Peter Flechtner
- Wirt Fletcher – Fabian Kloiber
- Jonathan Ryce – Roland Wolf
- Roger Simeon – Robin Brosch
- Totengräber Winston – Pascal Runge
- Gestalt – Robin Brosch
- Isabelle – Shandra Schadt
- Totengräber Hammond – Klaus Schaefer
- Byron – Nico Birnbaum
- Hauptmann Bartholomew – Thomas Kramer
- Bauer – Jürgen Thormann
- Gregorius – Wolfgang Bahro
- Bruder Rudwin – Marius Clarén
- Kellnerin Mary – Sara Wegner

Weitere Hörspiele aus dieser Reihe:
Deine Meinung?
Stimme zu, widersprich oder ergänze – die besten Kommentare featuren wir oben im Artikel.
Jetzt kommentieren