
Wenn ein neues Kapitel innerhalb eines etablierten Franchise aufgeschlagen wird, zählt jeder Ton. Blood of the Daleks – Part 1 markiert genau so einen Wendepunkt: Der Achte Doctor (Paul McGann) tritt nach Jahren im Big-Finish-Kosmos in ein neues Format ein – The Eighth Doctor Adventures – und bekommt mit Lucie Miller (Sheridan Smith) eine ebenso schlagfertige wie unwillige Begleiterin an die Seite. Das Ergebnis ist ein temporeicher Auftakt, der klassische Dalek-Bedrohung, Endzeit-Atmosphäre und satirische Spitzen auf die politischen Mechanismen kriselnder Kolonien verbindet und zugleich die McGann-&-Lucie-Ära lanciert, die ab Ende 2006 / Anfang 2007 zunächst im UK-Radio (BBC 7) und bei Big Finish eine eigene Prägung erhielt.
Der Autor Steve Lyons destilliert dabei mehrere Traditionslinien des Whoniverse: die ewige Versuchung, die Daleks nutzen oder verstehen zu wollen; den fatalen Drang, mit fremder Technologie zu spielen; und die bittere Einsicht, dass Hilfe von außen selten ohne Gegenleistung kommt. Regie führt Nicholas Briggs, der zugleich die ikonischen Dalek-Stimmen beisteuert. Als prominente Gastdarstellerin glänzt Hayley Atwell (hier lange vor ihren MCU-Erfolgen) in einer Schlüsselrolle.
Handlung
Schauplatz ist die Kolonie Red Rocket Rising, ein Planet, der durch einen Asteroideneinschlag verwüstet wurde. Infrastruktur, Gesellschaft, Moral – alles liegt in Trümmern. In diesen Scherben landet der Doctor – allerdings nicht allein: Lucie Miller wird gegen ihren Willen in die TARDIS umdirigiert (der Doctor weiß zunächst selbst nicht, warum), und ihre erste Reaktion ist ein herrlich ätzendes Ich will hier raus. Von Beginn an setzt Lyons auf Reibung zwischen Doktor und Begleiterin: Lucie ist keine ehrfürchtige Schülerin, sondern eine eigenständige, schnoddrige Stimme der Vernunft, die den Tonfall des neuen Formats festlegt.
Vor Ort herrschen Notstand, Machtvakuum und ein gefährliches Gemisch aus Misstrauen und Wunderglauben. Zum einen kursieren Gerüchte, dass Hilfe unterwegs sei. Zum anderen treibt Professor Martez’ Vermächtnis sein Unwesen: Experimente mit Dalek-Technologie, die – wie es in Doctor Who selten anders ausgeht – nicht nur moralische, sondern auch biologische Kontaminationen nach sich ziehen. Die Bevölkerung ist gespalten: Einige sehnen sich blind nach Rettung, andere ahnen, dass der Preis zu hoch sein könnte.
In diese Lage platzen Signale, die die Kolonisten als Ankunft wohlwollender Retter deuten – doch der Doctor erstarrt, denn er erkennt, wer da kommt: Daleks. Dass Daleks helfen, ist ein Widerspruch in sich. Der Doctor weiß, dass jede Kooperation mit ihnen nur der Vorbereitung totaler Unterwerfung dient. Allerdings ist die Beweislage zu Beginn dünn, und die Kolonieführung will verständlicherweise jeden Strohhalm ergreifen. Genau hier entfaltet Part 1 seine Spannung: Die Folge balanciert die Verlockung unmittelbarer Hilfe gegen das langfristige Risiko aus und stellt die Frage: Würde man das Monster ins Haus lassen, wenn es verspricht, vorher die Fenster zu reparieren?
Parallel dazu verdichtet sich die Martez-Spur. Unter dem Namen Asha Gryvern ist eine Figur aktiv, die teils Altruismus, teils Kaltschnäuzigkeit ausstrahlt. Was zunächst wie eine engagierte Wissenschaftlerin wirkt, entpuppt sich als Knotenpunkt im moralischen Dilemma: Was, wenn Versuchsanordnungen nicht nur Wissen erzeugen, sondern neues Leben – oder neue Daleks, nicht ganz rein, aber umso unberechenbarer? Der Auftakt arbeitet auf eine Konfrontation zwischen klassischen Daleks und hybriden Abkömmlingen hin – ein Motiv, das Kenner an Remembrance of the Daleks erinnert, dort politisch-ideologisch (Imperial vs. Renegade), hier techno-biologisch variiert.
Der Cliffhanger von Part 1 – ohne hier die ganz konkreten Twist-Details zu verraten – setzt die Klinge an genau der Stelle an, wo die schlimmsten Erwartungen des Doctors Wirklichkeit werden: Die Rettung kippt in Invasion, die Linie zwischen Opfer und Komplize verschwimmt, und die Kolonie wird zum Schachbrett zweier Dalek-Fraktionen. Dass dieser Konflikt in Part 2 eskalieren wird, ist offensichtlich; doch Part 1 funktioniert für sich als dichter, straff geschnittener Thriller mit Science-Fiction-Gewissen.

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Jetzt dem WhatsApp-Kanal beitretenFiguren & Dynamik
McGanns Doctor ist in den Big-Finish-Audios traditionell humaner, nachdenklicher und oft melancholischer als seine Fernsehkollegen. In Blood of the Daleks zeigt er eine Mischung aus Empathie und eiserner Prinzipientreue. Er ist freundlich zu den Menschen von Red Rocket Rising, aber knallhart in der Einschätzung der Daleks: Mit ihnen kann es keine Deals geben. Zugleich wirkt der Doctor spürbar genervt und irritiert, dass Lucie ihm aufgezwungen wurde – ein dramaturgisches Geschenk, weil es die humorvollen Dialoggefechte befeuert.
Lucie Miller ist kein pflegeleichter Sidekick. Sie redet Klartext, lässt sich nichts vormachen und legt sich notfalls auch mit dem Doctor an. Ihre anfängliche Abwehrhaltung ist glaubwürdig: Wer plötzlich in einem Zeitraumschiff steht, ohne gefragt worden zu sein, reagiert nun mal ungehalten. Smith findet sofort den richtigen Ton zwischen Zynismus und Wärme – die späteren emotionalen Höhenflüge dieser Ära deutet sie hier bereits an. Dass der Einstieg ins Format bewusst auf Konflikt statt Kuschelchemie setzt, erdet die Geschichte und verhindert Nostalgie-Bequemlichkeit.
Asha Gryvern / Professor Martez (Hayley Atwell u. a.). Ohne Details zu spoilern: Die Figur an der Schnittstelle aus Wissenschaftsethos, Überlebensdruck und Hybris ist der moralische Spiegel des Kolonie-Dramas. Atwell verleiht den Szenen Intensität und Ambivalenz – man versteht ihre Beweggründe, erschrickt aber über die Konsequenzen. Nicholas Briggs liefert als Dalek-Stimmen natürlich das bekannte Spektrum aus Zischen, Metall, kalter Arroganz und apokalyptischem Furor – ein Sound, der seit den TV-Revivals fest im kulturellen Gedächtnis verankert ist. In Nebenrollen füllen erfahrene Stimmen die Koloniewelt mit Leben; produzierte Realität statt bloße Kulisse.
Themen & Motive
Blood of the Daleks spielt meisterhaft mit der psychologischen Lage einer Katastrophengesellschaft. Nach dem Einschlag sind Ressourcen knapp, die Politik taumelt, und jede externe Hilfe erscheint als Segen. Genau in diese Verwundbarkeit stoßen die Daleks vor. Das Motiv ist zeitlos: Wer Not instrumentalisiert, um Kontrolle zu gewinnen, wird anfangs oft willkommen geheißen. Lyons nutzt dieses Setting, um die Grenze zwischen pragmatischem Überleben und moralischer Preisgabe zu vermessen.
Professor Martez liefert die klassische Doctor-Who-Tragik: Die Gier nach Erkenntnis, gepaart mit der Hoffnung, man könne das Böse umprogrammieren, erschafft eine noch tückischere Variante des Problems. Gerade bei den Daleks – deren Reinheit ein zentraler Mythos ist – wirkt der Gedanke eines Dalek-Hybriden wie Blasphemie und logischer Horror zugleich: Nicht ganz Dalek, nicht mehr Mensch. Die Pointe von Part 1 ist nicht, dass Hybride existieren, sondern dass sie politisch und militärisch eine neue Dynamik provozieren.
Red Rocket Rising ist nicht nur Kulisse, sondern Kommentar: Eine kollektive Ermüdung nach dem Ausnahmezustand macht radikale Entscheidungen salonfähig. Figuren, die nur das Beste wollen, rutschen in Komplizenschaft. Das Hörspiel zeigt, wie schnell moralische Standards erodieren, wenn der Druck steigt – und wie wichtig eine Figur wie der Doctor ist, die nein sagt, lange bevor andere überhaupt die Frage hören.
Lucie Miller steht für einen post-Revival-Ton bei Big Finish: schneller, lakonischer, urbaner. Sie ist keine Zeitreisende aus viktorianischer Romantik, sondern eine Frau von heute, die das Bullshit-Radar immer eingeschaltet hat. Die Serie gewinnt dadurch Witz und Tempo, ohne ihre ethische Schwere zu verlieren.
Dramaturgie & Struktur
Part 1 ist auf rund eine Stunde verdichtet (je nach Ausgabe/Plattform variiert der Zähler), was der Erzählung gut tut: Exposition, Eskalation, Enthüllungen und Cliffhanger folgen in kompakter Vier-Akt-Dramaturgie. Der Eintritt der Daleks erfolgt nicht als plötzliche Buh!-Erschrecknummer, sondern wird kommunikativ vorbereitet: Funksprüche, Gerüchte, falsche Hoffnungen. So entsteht ein thrillerhaftes Erwartungsrauschen, das sich in der Schlussphase bitter entlädt. Der Parallelstrang um Martez/Asha wird klug versetzt eingewoben, sodass die wissenschaftliche Komponente nie wie ein Exkurs wirkt, sondern als Zündschnur, die ins Hauptfeuer führt.
Produktion, Regie & Klangbild
Nicholas Briggs hält die Zügel straff. Er kennt die Daleks nicht nur als Sprecher, sondern als dramaturgische Instrumente. Entsprechend setzt er die Metallwesen selten inflationär ein; vielmehr werden sie punktgenau in Schlüsselszenen platziert, wodurch jede Interaktion Gewicht erhält. Dialogregie und Timing sind präzise – wichtig in einem Auftakt, der eine neue TARDIS-Dynamik etablieren muss.
Big Finish verbindet seit jeher räumliche Tiefe mit akustischen Signaturen, die Orte und Technologien sofort identifizierbar machen. Red Rocket Rising klingt wie eine von Staub und Funken durchwehte Industrie-Ruine: Alarmklänge, ferne Explosionen, scheppernde Hallräume. Die Dalek-SFX – Antriebsbrummen, Waffensalve, Stimmfilter – sind präsent, aber nie breiig. Der Showdown-Abschnitt von Part 1 beweist, wie gut die Mischung auf Dialogverständlichkeit achtet, obwohl der Actionanteil steigt.
Der Score rahmt ohne zu dominieren. Statt ausufernder Leitmotive bekommt man pulsierende Pads, perkussive Akzente und kalte Synth-Flächen, die das Gefühl technologischer Fremdheit transportieren. Hier knüpft die Serie akustisch an die Modern-Who-Sensibilität an, ohne Murray Gold zu imitieren. Dass die Serie-1-Credits (Musik, Script-Editing u. a.) im Big-Finish-Umfeld klar benannt sind, vermittelt Produktionssicherheit und Kontinuität über die Staffel hinweg.
Einordnung in die Eighth-Doctor-Kontinuität
Blood of the Daleks – Part 1 ist mehr als ein weiterer Dalek-Thriller; es ist die Initialzündung eines eigenständig vermarkteten Serienzweigs. Nach Jahren im Monthly Range schwenkt Big Finish 2007 auf serielle Ein-Stunden-Folgen mit BBC-Radio-Erstausstrahlung (BBC 7) um – ein Ritterschlag und ein Brückenschlag zum TV-Revival-Publikum, das den Achten Doctor bis dahin primär aus dem 1996er TV-Film kannte. Für Paul McGann bedeutete dies eine neue Öffentlichkeit seiner Interpretation. Für Big Finish: eine klare Markenbildung und langfristig Erweiterungen (Dark Eyes, Doom Coalition, Stranded etc.). Der Auftakt bewährte sich so sehr, dass er 2023 in Sammlungen mit der gesamten ersten Lucie-Staffel neu gebündelt wurde.
Vergleich & Referenzen im Whoniverse
Das Motiv Daleks vs. Daleks evoziert unweigerlich Remembrance of the Daleks (1988), wo ideologische Fraktionen gegeneinander antreten. Blood of the Daleks transformiert dieses Motiv in eine bio-technologische Rivalität: Reinheit als genetischer, nicht nur politischer Marker. Damit entsteht ein doppelter Kommentar: (a) Jede Reinheitsdoktrin ist fragil, sobald die Realität sich nicht an Dogmen hält; (b) Der Mensch, der an den Genen Gottes fummelt, wird zum Katalysator für Monster, die er nie kontrollieren kann. Die Folge reiht sich so in die große Whoniverse-Frage ein: Was ist schlimmer – das Böse von außen oder die Hybris von innen?

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Der Doctor wird als moralischer Minimalist gezeichnet: Er gibt klare Kanten vor (keine Deals mit Daleks), verweigert dabei aber Zynismus. Seine Gespräche mit einzelnen Kolonisten zeigen Geduld – er verurteilt die Not nicht, nur die Mittel, die man wählt, um aus ihr zu entkommen. In der Chemie mit Lucie zeigt sich komischer Kontrapunkt: Er ist der romantische Humanist, sie die spontane Realistin. Dieses Ping-Pong sorgt dafür, dass Exposition nie trocken wird.
Lucies Rolle als Publikumsanwalt ist clever konstruiert. Sie stellt Fragen, die Fans zwar kennen, aber mit dem Tonfall der 2000er: weniger bewundernd, mehr Sag’s mir kurz und ehrlich. Dieser Stil passt zur ein-stündigen Verdichtung. Zudem legt Lucie früh Handlungsinitiative an den Tag; sie lässt sich nicht mitschleifen, sondern greift ein, diskutiert, widerspricht.
Asha/Martez ist das Herz des ethischen Konflikts. Ihre Motivation – Forschung als Rettungsweg, als einziger Ausweg aus dem kollektiven Sterben – ist nachvollziehbar. Gerade deshalb schmerzt die Konsequenz: Wer etwas Böses nutzt, um Gutes zu erreichen, unterschreibt oft den Scheck, den die Realität später rücksichtslos einlöst.
Die Daleks werden nicht als bloßes Nostalgie-Gimmick missbraucht. Sie sind politische Akteure mit Agenda. Ihre Hilfe ist Propaganda, ihre Logik ist totalitär, ihre Sprache eine kalte Maschine aus Imperativ und Drohung. Briggs’ Performance macht jede Silbe zu einem Instrument der Entmenschlichung.
Erzählrhythmus, Szenenökonomie & Dialog
Das Skript von Steve Lyons nutzt eine hochfrequente Szenenökonomie: kurze Szenen, schnelle Ortswechsel, ein spürbares Ticken der Uhr. Gleichzeitig bleibt Zeit für Dialogfunken zwischen Doctor und Lucie, die die Tonalität des neuen Formats tragen. Ein gutes Beispiel ist Lucies frühe Zurückweisung der TARDIS-Gastfreundschaft – ein Running Gag, der zu Charakterbildung wird. Der Spannungsbogen hat keine Leerlaufpassagen; selbst scheinbar ruhige Momente setzen Informationen, die im Schlussdrittel scharf gestellt werden.
Politische Lesart
Ohne je plump zu werden, lässt sich Blood of the Daleks als Parabel über Krisenpolitik lesen: Wenn der Himmel einstürzt, verhandelt man schnell mit dem Teufel – oder mit Daleks. Der Text zeigt Mechanismen der Legitimation (Sie bringen Ordnung und Sicherheit), der Normalisierung (Es ist doch nur temporär) und der Externalisierung von Schuld (Wir hatten keine Wahl). Dass Red Rocket Rising nicht aus Bosheit, sondern aus Schwäche gefährlich wird, ist eine bittere, realistische Pointe.
Stärken
Blood of the Daleks – Part 1 überzeugt vor allem durch seine klare Erzählökonomie: In knapp einer Stunde setzt die Folge Figuren, Konflikt und Welt so präzise, dass keine Sekunde Leerlauf entsteht, ohne je in Hektik zu kippen. Der Kern ist die sofort zündende Chemie zwischen Paul McGanns warmherzig-wachem Doctor und Lucie Miller, deren schnoddriger Realismus den Ton der Reihe frisch justiert und Exposition in lebendige Dialoge verwandelt. Thematisch punktet der Auftakt mit einer doppelten Schärfe: einerseits der politisch aufgeladenen Idee von Rettung als trojanischem Pferd, andererseits der Forscherhybris, die mit Dalek-Technologie spielt und damit eine beunruhigende Variante des Reinheitsmotivs auslöst. Die Daleks funktionieren nicht als reines Monster-Recycling, sondern als handelnde Akteure mit Agenda, deren Hilfsmission die Krisenlogik der Kolonie seziert und den moralischen Kompass des Doctors scharf stellt. Regie und Sounddesign liefern Kino für die Ohren: klare Dialogführung, druckvolle Effekte, markante Dalek-Stimmen, eine Musikspur, die Spannung trägt statt sie zu erdrücken. Gleichzeitig ist die Folge ein zugänglicher Einstiegspunkt: Vorkenntnisse sind nicht nötig, der Plot bleibt verständlich, und der Cliffhanger sitzt genau dort, wo Neugier in Notwendigkeit umschlägt. Dass Nebenfiguren mit wenigen Strichen Profil bekommen und die Kulisse Red Rocket Rising akustisch greifbar wird, sorgt für glaubwürdige Weltbildung. Unterm Strich verbindet die Episode Tempo, Witz, moralische Klarheit und Produktionshandwerk zu einem Auftakt, der sowohl Fans des Achten Doctors als auch Neueinsteiger abholt und Lust auf den zweiten Teil macht.
Mögliche Kritikpunkte
So knackig Blood of the Daleks – Part 1 auch erzählt ist, ganz frei von Reibungsflächen bleibt der Auftakt nicht. Er setzt bewusst auf vertraute Bausteine – Daleks, Kolonie in der Krise, Forscher-Hybris – und fühlt sich damit für geübte Hörer stellenweise absehbar an; die Variation über den Hybrid-Gedanken schafft zwar Reibung, ändert aber nichts daran, dass manche Wendung früh zu erahnen ist. Das straffe, rund einstündige Format treibt den Plot effizient voran, lässt Nebenfiguren jedoch bisweilen skizzenhaft; Motivlagen werden angerissen, selten ausgeleuchtet, was die moralische Fallhöhe einiger Entscheidungen verringern kann. Auch der Zweiteiler-Schnitt birgt Frustpotenzial: Der Cliffhanger sitzt, aber wer in sich geschlossene Einzelfolgen bevorzugt, vermisst einen runden Schlusspunkt. Lucies schnoddriger Ton ist ein Gewinn für Tempo und Witz, könnte jedoch Hörer irritieren, die eine klassischere, weniger konfrontative TARDIS-Chemie erwarten. Schließlich ist die Dalek-Präsenz, so pointiert sie eingesetzt wird, für manche eine Geschmacksfrage: Wer der ikonischen Blechstimmen überdrüssig ist, empfindet die Rettungsmission als Variation eines oft gespielten Liedes. Produktionstechnisch gibt es wenig zu beanstanden, doch in actionlastigen Passagen geraten Geräuschkulisse und Dialog stellenweise dicht aneinander; bei ungünstiger Hörumgebung erfordert das aktive Konzentration. Kurz: Kritik trifft weniger die Ausführung als die Setzung – bekannte Muster, hohes Tempo, offenes Ende – und damit genau jene Entscheidungen, die zugleich den Reiz dieses Auftakts ausmachen.

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Blood of the Daleks – Part 1 passt ideal für alle, die einen klaren, dynamischen Einstieg in die Big-Finish-Welt des Achten Doctors suchen. Wer Paul McGanns Interpretation schätzt – warmherzig, moralisch kantig, dabei stets handlungsgetrieben – findet hier einen perfekten Startpunkt, zumal die Folge ohne Vorwissen funktioniert und zugleich genug Hook bietet, um weiterzuhören. Ebenso bedient der Auftakt Fans der Daleks, die keine bloße Nostalgie, sondern eine intelligente Variation des Reinheits-Motivs wollen: Die Geschichte nutzt die Feinde als aktive politische Akteure und verknüpft ihre Agenda mit Kolonie-Krisenlogik, statt sie nur als Monster der Woche aufzufahren. Hörer, die kompakte Laufzeiten mögen, kommen dank straffer, rund einstündiger Erzählweise auf ihre Kosten; das Tempo ist hoch, die Szenen sitzen, der Cliffhanger greift genau dort, wo die Spannung am größten ist. Auch wer moderne Companion-Chemie bevorzugt, wird glücklich: Lucie Miller bringt einen frischen, schnoddrigen Ton, der Dialoge belebt und den Humor steigert, ohne den moralischen Ernst zu verwässern. Gleichzeitig ist das Hörspiel für Science-Fiction-Freunde geeignet, die Krisensettings, Forscher-Hybris und Hilfe als trojanisches Pferd lieben – also Themen, die über das Whoniverse hinaus funktionieren. Audiophile Hörer schätzen die Produktion wegen klarer Dialogführung, druckvollem Sounddesign und punktgenau eingesetzten Dalek-SFX. Kurz: geeignet für Einsteiger, McGann- und Dalek-Fans, Tempo-Freunde, Radio-Hörspielnostalgiker und alle, die in einer Stunde erzählökonomisches Genre-Kino auf die Ohren wollen.
Wirkung & Nachhall
Der Erfolg dieses Auftakts war wegweisend: Die Eighth Doctor Adventures etablierten sich als tragfähige Schiene neben dem Monthly Range. McGann/Smith wurden zu einem der beliebtesten Audio-Teams; die spätere Entwicklung mit Boxsets (Dark Eyes, Doom Coalition) zeigt, wie sehr Big Finish die serielle Evolution der Marke vorantrieb. Rückblickend wirkt Blood of the Daleks wie der Moment, in dem Big Finish und BBC-Radio die Tonspur des TV-Revival-Gefühls ins Hörspiel übertrugen – rasch, witzig, aber mit moralischem Ernst.
Fazit
Blood of the Daleks – Part 1 ist ein Auftakt, der sicher, schnittig und pointiert liefert: Er führt Lucie Miller ein und prägt damit den neuen Ton der Reihe, erzählt einen Dalek-Plot, der vertraut wirkt und dennoch durch den Hybriden-Aspekt und die Koloniepolitik genügend neue Reibung erzeugt, und etabliert zugleich die Eighth Doctor Adventures als radio-geeignetes, einstündiges Format auf festen Schienen.
Wer klassische Doctor-Who-Moral mit modernen Produktionswerten schätzt, bekommt eine dichte Stunde, die kaum Luft lässt, ohne je unübersichtlich zu werden. McGann ist präsent, Smith elektrisiert, Briggs zieht im Hintergrund die Fäden – akustisch wie dramaturgisch. Ja, man hört die Traditionslinien; gerade darin liegt die Stärke: Blood of the Daleks ist bewusst Brücke – von Vergangenheit zu Zukunft, von Monthly-Gemütlichkeit zu Serien-Knackigkeit.
Als einzelner Teil ist Part 1 bereits befriedigend spannend; als Hälfte eines Zweiteilers ist er magnetisch. Die entscheidende Frage, ob die Kolonie der falschen Rettung verfallen ist und ob hybride Abkömmlinge den Dalek-Mythos sprengen – das alles spitzt sich zum Schluss hin so zu, dass man zwangsläufig weiterhören will. Genau so muss ein Auftakt sein.
Doctor Who: The Eighth Doctor Adventures – Blood of the Daleks Part 1
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- Label / Verlag: Big Finish Productions
- Veröffentlicht:
- Genre: Science-Fiction
- Herkunft: Großbritannien
Produktion
- Cover Art: Alex Mallinson
- Regie: Nicholas Briggs
- Executive Producer: Jason Haigh-Ellery , Nicholas Briggs
- Musik: Andy Hardwick
- Produktion: Nicholas Briggs , Sharon Gosling
- Script Editor: Alan Barnes
- Sounddesign: Gareth Jenkins
- Buch: Steve Lyons
Sprecher
- The Doctor – Paul McGann
- Lucie Miller – Sheridan Smith
- Asha Gryvern / Martez – Hayley Atwell
- The Daleks – Nicholas Briggs
- Tom Cardwell – Kenneth Cranham
- Eileen Klint – Anita Dobson
- Lowell – Gerry O’Toole
- The Headhunter / Computer – Katarina Olsson

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