
Doctor Who – Christmas: It’s a Wonderful War and Other Stories ist ein weihnachtliches Big-Finish-Boxset, das bewusst nicht als durchgehendes Mehrteiler-Abenteuer angelegt ist, sondern als Anthologie: vier eigenständige Geschichten, die nur das Thema Weihnachtszeit (und das, was man daraus machen kann) verbindet. Das ist typisch Big Finish in der besten Form: statt einer einzigen großen Handlung bekommst du vier sehr unterschiedliche Tonlagen – von bissiger Satire über winterdunkles Mystery-Drama bis zu einem Time-War-Stück, das die Weihnachtsidee eher als Kontrastmittel nutzt.
Das Set erschien im Dezember 2025 und kommt als Download sowie als CD-Box. Insgesamt umfasst die Sammlung vier Episoden mit einer Gesamtlaufzeit von etwas über fünf Stunden. Inhaltlich steht jede Folge für eine andere Ecke des Whoniverse: Missy bekommt einen Soloplatz, der Sechste Doctor reist mit Leela in eine Story mit Ellie Higson, dann folgt ein Kammerspiel mit Sarah Jane Smith, Harry Sullivan, K9 und Tante Lavinia, bevor der Achte Doctor in einer Episode landet, die klar Richtung Time War und Daleks ausgreift.
Auch hinter den Kulissen ist es Best-of-Big-Finish: vier Autoren, vier Handschriften – und genau daraus entsteht der Reiz. Die Box wirkt wie eine kleine Weihnachtsauslage: verschiedene Geschmäcker, unterschiedliche Gewürze, aber am Ende ein stimmiges Gesamtbild.
Episodenzusammenfassung
Vier Stories, vier Stimmungen – und jede Episode nutzt Weihnachten auf eine andere Art: mal als glänzende Maske, mal als Rückkehr der Vergangenheit, mal als enger Schutzraum in der Krise und mal als bitterer Kontrast zum Krieg. Damit du beim Lesen direkt ein Gefühl für den Wechsel der Tonlagen bekommst, folgt jetzt eine Zusammenfassung jeder einzelnen Geschichte – jeweils mit Fokus auf Ausgangslage, Konflikt und dem, was die Episode im Kern erzählen will.

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Diese Monster kommen mit Sound!Unholy Night – Missy im Weihnachtskäfig aus Zuckerguss
Die Auftaktfolge setzt auf eine Figur, die für Weihnachten eigentlich das denkbar schlechteste Gegenmittel ist: Missy. Statt Besinnlichkeit bringt sie Chaos, Spott und den Drang, jede Situation zu dominieren. Und genau deshalb funktioniert die Prämisse so gut: Missy strandet auf einem Eisplaneten in einer Siedlung, deren Name schon wie ein Weihnachtspostkarten-Motiv klingt. Alles ist freundlich, geschniegelt, zu nett. Man spürt sofort: Hier stimmt etwas nicht – und Missy spürt das doppelt.
Unholy Night spielt sehr bewusst mit dem Gefühl, das viele an Feiertagen kennen, aber selten in Science-Fiction verpackt sehen: der Druck, mitzumachen. Noel Falls ist nicht einfach ein Ort, an dem man Weihnachten feiert – es ist ein Ort, der Weihnachten als System versteht. Besuch wird integriert, ein Fremder wird umarmt, Probleme werden weggelächelt. Und dann kommt die entscheidende Idee: Man kann jederzeit ankommen – aber man kann nicht mehr weg.
Damit wird die Weihnachtsidylle zur Falle. Nicht zur Falle aus Gittern und Waffen, sondern aus Ritualen, Einladungen, Du bleibst doch noch zum Essen? und Wir feiern hier alle zusammen. Für Missy ist das eine Herausforderung, weil sie sonst diejenige ist, die Räume kontrolliert. Hier kontrolliert der Raum sie.
Missy reagiert nicht wie ein normaler Reisender. Sie macht nicht vorsichtig mit, sie versucht sofort, die Regeln zu brechen: Wer entscheidet hier? Was passiert, wenn sie Nein sagt? Was passiert, wenn sie sich weigert, freundlich zu sein? Und während Noel Falls immer noch höflicher wird, wird Missy immer schärfer. Das sorgt für eine Mischung aus Humor und Unbehagen: Man lacht, weil Missy jede Floskel zerlegt – und man wird nervös, weil die Freundlichkeit vor Ort auf einmal wie eine feindliche Technologie wirkt.
Die Folge baut Spannung weniger über Monster der Woche auf, sondern über das Entdecken des Mechanismus hinter Noel Falls. Missy sucht die Sollbruchstelle: den Moment, in dem die perfekte Weihnachtskulisse kippt. Dazu gehören Gespräche mit Bewohnern, das Erforschen der Regeln des Ortes und der Versuch, aus der sozialen Umarmung auszubrechen.
Was dabei im Vordergrund steht: Noel Falls hat ein Geheimnis, und dieses Geheimnis hängt offenbar eng mit dem Grund zusammen, warum niemand den Ort verlassen kann. Ob es ein psychologischer Trick, ein technischer Effekt, eine fremde Lebensform oder ein Ritual ist – die Folge nutzt genau dieses Rätsel als Sog.
Auch ohne jedes Detail auszuerzählen, ist die Dramaturgie klar: Missy muss den Weihnachtsapparat verstehen, um ihn zu schlagen. Das Finale zielt deshalb nicht auf eine herkömmliche Heldentat, sondern auf Missys Spezialdisziplin: Regeln verdrehen, Menschen gegeneinander ausspielen, den Kern eines Systems entlarven und dann mit einem Lächeln den Notausgang finden.
Als Start ist Unholy Night ideal, weil es direkt sagt: Diese Box ist kein Standard-Weihnachtsprogramm. Weihnachten ist hier nicht Deko – es ist Thema, Waffe, Maske.
Legacy of Blood – Der Sechste Doctor, Leela und ein Dorf, das die Vergangenheit zurückholt
Die zweite Episode wechselt radikal den Ton. Statt Missys zynischem Krawall geht es hier um Erinnerung, alte Narben und das Gefühl, dass bestimmte Dinge nicht vorbei sind, nur weil Jahre vergangen sind. Im Zentrum steht Ellie Higson, eine Figur, die für viele Big-Finish-Hörer eng mit der Welt von Jago & Litefoot verbunden ist. Ihre Zeit mit den beiden liegt zurück – aber eine Erinnerung aus dieser Ära drängt wieder in die Gegenwart. Und zwar nicht sanft, sondern wie ein Messer, das man zu lange nicht beachtet hat.
Ellie wird in ein Dorf gezogen, das schon vom Namen her nach britischer Winterkälte klingt: ein Ort, an dem Tradition nicht Folklore ist, sondern Macht. Dort trifft sie den Sechsten Doctor, der ebenfalls einer Bedrohung nachgeht, die nicht neu ist, sondern uralt. Dazu kommt Leela, die mit ihrem Instinkt sofort spürt, wenn ein Ort falsch atmet.
Das Mysterium hat zwei Ebenen:
- Was hat Ellie damals wirklich erlebt, und warum kehrt es jetzt zurück?
- Was ist dieses alte Übel, das im Dorf schlummert – und warum scheint es auf Einladung zu warten?
Ein besonders prägnantes Motiv ist der Green Knight, der aus seinem Gefängnis eingeladen wird. Das klingt nach Legende, nach Ritual, nach einem Brauch, der irgendwann zu einer Tür geworden ist.
Der Sechste Doctor ist in solchen Stoffen stark: Er kann warmherzig sein, aber er ist auch jemand, der moralisch sehr klar wird, wenn er Unrecht riecht. Leela wiederum bringt eine fast körperliche Wahrnehmung für Gefahr, sie liest Menschen und Orte jenseits von Worten. Ellie steht zwischen beiden – als jemand, der nicht nur ein Abenteuer erlebt, sondern das Gewicht davon trägt.
Das macht Legacy of Blood zu einer Folge, die weniger Action braucht. Spannung entsteht hier daraus, dass Ellie sich fragen muss, ob sie ihrer Erinnerung trauen kann. Und der Doctor muss herausfinden, ob das Dorf Opfer, Täter oder beides ist.
Weihnachten taucht hier nicht als Lametta auf, sondern als Zeit der Heimkehr – und Heimkehr bedeutet auch: Das, was man verdrängt hat, kehrt mit zurück. Genau darin steckt die Stärke dieser Episode. Sie benutzt den Winter als Verstärker: Kälte, kurze Tage, lange Schatten, ein Dorf, das zusammenrückt und gleichzeitig etwas verbirgt.
Im Verlauf der Handlung verdichtet sich alles um die Frage: Was wird hier vererbt? Der Titel Legacy of Blood deutet auf eine Blutlinie, ein Erbe, eine Schuld oder eine Verpflichtung hin. Der Doctor und Leela graben in lokalen Geschichten und Ritualen, während Ellie zunehmend erkennt, dass ihre Vergangenheit nicht zufällig anklopft. Es wirkt eher so, als hätte jemand – oder etwas – genau darauf gewartet, dass Ellie wieder erreichbar ist.
Die Episode steuert auf eine Konfrontation zu, in der nicht nur ein Wesen oder ein Fluch gestoppt werden muss, sondern auch ein Stück Ellie-Geschichte zu Ende erzählt wird. Das fühlt sich wie ein emotionales Zentrum der Box an: weniger Gag, weniger Spektakel, mehr Nachhall.
Presents of Mind – Ein Zug, vier Figuren und eine Bedrohung, die Kälte im Kopf macht
Die dritte Episode ist ein bewusstes Kammerspiel. Sarah Jane Smith und Harry Sullivan sind unterwegs zu Tante Lavinia – ein Setup, das erstmal nach gemütlicher Familienfolge klingt. Und dann kippt es: Ein Alien-Angriff setzt ihren Zug fest. Draußen ist Frost, drinnen wächst die Angst. Und plötzlich ist diese Reise nicht mehr unterwegs zum Weihnachtsbesuch, sondern unterwegs, um irgendwie heil anzukommen.
Ein Zug ist eine perfekte Bühne für Spannung: begrenzter Raum, keine Ausweichmöglichkeiten, Fremde auf engem Platz, und gleichzeitig dieses Gefühl, dass man eigentlich in Bewegung sein müsste, aber gerade stillsteht. Für eine Doctor-Who-Story ohne Doctor ist das besonders interessant, weil Sarah und Harry sich selbst beweisen müssen: Sie haben Erfahrung, ja – aber sie haben nicht den typischen Time-Lord-Notausgang.
Dazu kommt K9, der als Problemlöser dient, aber auch als emotionaler Gegenpol: Er ist rational, analysiert, berechnet. Und Tante Lavinia ist die Figur, die dem Ganzen Erdung geben kann – sie ist nicht aus dem Abenteuerbusiness, aber sie ist Teil dieser provisorischen Familie.
Der Titel spielt mit einem doppelten Sinn: Geschenke (Presents) und Gegenwart (Present), dazu Mind als Erinnerung, Wahrnehmung, Bewusstsein. Das deutet darauf hin, dass die Bedrohung nicht nur von außen kommt, sondern auch im Kopf ansetzt: Missverständnisse, verzerrte Erinnerungen, falsche Annahmen. Im Kammerspiel-Format wird das zum Treibstoff.
Die Folge lebt davon, dass vier Menschen (und ein Roboterhund) im Ausnahmezustand miteinander klarkommen müssen. Wer übernimmt Führung? Wer hat Angst? Wer hält Informationen zurück, um andere zu schützen? Und was passiert, wenn genau dieses Zurückhalten die Lage verschlimmert?
Der Alien-Angriff wird als frostig beschrieben – was man ganz wörtlich als eisige Umweltgefahr lesen kann, aber auch als Bild: Kälte, die Beziehungen einfriert, Gedanken verlangsamt, Vertrauen brüchig macht. Sarah Jane dürfte in so einer Situation diejenige sein, die versucht, alle zusammenzuhalten und gleichzeitig die Bedrohung zu verstehen. Harry bringt Handlungsdrang, manchmal auch Ungeduld. K9 liefert Fakten, aber Fakten allein lösen keine Panik. Und Lavinia ist die Unbekannte im Gleichgewicht, die überraschend wichtig werden kann.
Im Finale steht typischerweise ein Plan, der im engen Raum funktionieren muss: ein Risiko, das man gemeinsam trägt, und eine Lösung, die eher clever als brachial ist. Gerade weil die Episode so klein wirkt, kann sie am Ende besonders warm sein: nicht warm im Sinne von Kitsch, sondern warm im Sinne von Wir sind durch etwas durchgegangen, und jetzt fühlt sich Ankommen wirklich verdient an.
Als drittes Kapitel ist Presents of Mind das Bindeglied: Nach Missy und dem Dorf-Mystery bringt es Menschlichkeit und Intimität – bevor das Finale wieder groß und kriegerisch wird.
It’s a Wonderful War – Der Achte Doctor am Rand des Time War
Die vierte Episode zieht die Box in eine andere Umlaufbahn. Wir sind auf einem Asteroiden, in der Nähe eines großen Krieges. Foreman Galen Smith wird von Albträumen verfolgt: Monster fallen vom Himmel und vernichten alles. Und dann taucht ein Mann auf, der sich der Doctor nennt – und die Geschichte gibt ihm einen Engel-Anstrich. Nicht unbedingt als religiöses Bild, sondern als erzählerische Anspielung: It’s a Wonderful Life, nur im Schatten des Time War.
Eine Wonderful Life-Hommage funktioniert im Kern über eine Frage: Was wäre gewesen, wenn…? In einem Weihnachtsklassiker geht es darum, den Wert eines Lebens zu erkennen. Übertragen auf den Time War wird daraus etwas Bitteres: Was ist der Wert eines einzelnen Lebens, wenn ganze Welten in Rauch aufgehen? Und was passiert mit einem Doctor, der helfen will, wenn Hilfe in einem Krieg immer auch Partei ergreifen bedeutet?
Dass Daleks im Spiel sind, setzt sofort einen harten Rahmen. Daleks sind keine Gegner, die man überreden kann. Sie sind das Symbol für Vernichtung mit Ansage. Das macht Galens Albträume plausibel: Vielleicht sind sie Vorzeichen, vielleicht Erinnerungsreste, vielleicht eine Art Warnsignal in einer Region, die vom Krieg verseucht ist.
Der Achte Doctor ist hier besonders interessant, weil er traditionell als romantischer, empathischer Doctor gilt – und der Time War zwingt ihn in Situationen, in denen Empathie allein nicht reicht. Weihnachten wird damit zum Kontrast: Gerade wenn man eigentlich an Hoffnung glauben möchte, ist man mitten im grauen Dreck der Geschichte.
Man kann sich den Aufbau wie eine Spirale vorstellen:
- Galen erlebt den Druck und die Angst.
- Der Doctor taucht auf und bietet eine Richtung an: Nicht resignieren, handeln.
- Die Geschichte spielt mit Möglichkeiten: Was passiert, wenn man etwas verhindert? Was passiert, wenn man es nicht tut?
- Und irgendwann kommt der Moment, in dem klar wird: Wunder sind hier keine Magie. Ein Wunder ist eine Entscheidung, die in einem Meer aus Gewalt trotzdem menschlich bleibt.
Das Finale dürfte auf zwei Ebenen schließen: eine konkrete Bedrohung wird abgewendet oder zumindest eingehegt – und Galen (und der Hörer) bekommt eine Antwort darauf, was wunderbar in einem Krieg überhaupt heißen kann. Für den Doctor selbst ist es vermutlich kein Happy End, sondern eher ein Moment, in dem er sich daran erinnert, warum er überhaupt kämpft: nicht für Sieg, sondern für Leben.
Damit ist It’s a Wonderful War ein starker Schlusspunkt, weil er die Box ernst nimmt: Weihnachten als Thema ist nicht nur Lichterkette, sondern auch ein Spiegel, der zeigt, wie dünn Hoffnung manchmal ist – und wie wertvoll.

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Die Box springt bewusst zwischen Satire, Winter-Mystery, Kammerspiel und Kriegsdrama. Das hält wach, weil jede Episode neue Erwartungen setzt – und trotzdem bleibt das Thema Weihnachtszeit als roter Faden spürbar.
Missy trägt eine Episode fast im Alleingang, weil sie jede Szene elektrisiert. Der Sechste Doctor mit Leela sorgt für Reibung und Energie, Ellie bringt emotionale Tiefe. Sarah/Harry/K9/Lavinia ist eine ungewöhnliche, sehr menschliche Kombination. Und der Achte Doctor im Time-War-Kontext liefert den dramatischen Schlusspunkt.
Nicht nur Deko im Hintergrund, sondern Feiertage als Druck, Erinnerung, Sehnsucht, Pflichtgefühl, Hoffnung. Das ist der eigentliche Mehrwert: Die Box erzählt nicht einfach Geschichten an Weihnachten, sondern Geschichten über das, was Weihnachten mit Menschen macht.
Vier eigenständige Stories sind ideal, wenn man nicht am Stück durchbingen will. Jede Episode funktioniert als eigenes Hör-Erlebnis, und man kann je nach Stimmung auswählen.
Kritikpunkte
Wer eine epische, zusammenhängende Story erwartet, könnte das Set als zu zerstückelt empfinden. Der Reiz liegt im Wechsel – nicht im großen Plotbogen.
Von Missys bissigem Humor direkt in ein ernstes, erinnerungsschweres Dorf-Drama zu wechseln, ist gewollt – aber nicht jeder mag diese harte Kurve.
Das ist bei Anthologien fast unvermeidlich: Manche werden das Kammerspiel lieben, andere eher das Time-War-Finale. Die Box gewinnt als Gesamtpaket – einzelne Teile können subjektiv abfallen.
Wenn du rein gemütliche Feiertagsunterhaltung suchst, könnte dir der Ton stellenweise zu scharf, zu düster oder zu unangenehm nah am Weihnachtsstress-Gefühl sein.
Themen und Motive
Vor allem Unholy Night zeigt, wie Gemeinschaft zur Kontrolle werden kann: Freundlichkeit als Regelwerk, Harmonie als Verpflichtung. Zugehörigkeit ist dann kein Geschenk mehr, sondern ein Käfig.
Legacy of Blood spielt mit dem Motiv, dass alte Entscheidungen nicht verschwinden. Vergangenheit kehrt zurück – als Schuld, als Erinnerung, als Erbe. Gerade im Winter wirkt das wie ein Echo, das lauter wird, je stiller es draußen ist.
Presents of Mind stellt eine provisorische Familie in einen engen Raum. Nicht Blutsverwandtschaft zählt, sondern Verhalten unter Druck: Wer bleibt ruhig, wer übernimmt Verantwortung, wer hört zu?
It’s a Wonderful War dreht die Schraube: Hoffnung ist kein warmes Gefühl, sondern eine Entscheidung im schlimmsten Moment. Das Wunder entsteht nicht, weil alles gut wird, sondern weil jemand trotz allem das Richtige versucht.
Durch alle vier Episoden zieht sich die Idee, dass Feiertage Dinge verstärken: Einsamkeit, Erinnerung, Pflicht, Sehnsucht, auch Aggression. Weihnachten ist hier weniger Kulisse als Vergrößerungsglas.
Atmosphäre, Musik und Sounddesign
Ohne jede Szene zu überversprechen lässt sich gut beschreiben, wie diese Box atmosphärisch wirkt – weil die Settings sehr klar voneinander getrennt sind und dadurch automatisch unterschiedliche Klangräume verlangen:
Unholy Night lebt von Kontrast. Du hast die kalte Umgebung, aber darüber liegt eine Schicht Wohlfühl-Inszenierung. Sounddesign kann hier besonders effektiv sein, wenn es diese künstliche Festlichkeit leicht übersteuert wirken lässt – so, dass man spürt: Das ist zu perfekt, zu geschniegelt, zu glatt.
Legacy of Blood braucht Winterdunkel. Hier wirken knarzende Häuser, Wind, leise Räume, Dorfgeräusche und diese Art Stille, in der jedes kleine Detail verdächtig klingt. Musik passt am besten, wenn sie eher schattig bleibt: weniger Weihnachtsmelodie, mehr unterschwellige Spannung.
Presents of Mind ist ein geschlossener Raum – und genau das ist eine Sound-Chance. Zuggeräusche, Vibration, Türen, Durchsagen, das Gefühl von Metall und Enge. Je stärker der Ton die Begrenzung spürbar macht, desto mehr Druck entsteht. Die Musik kann hier sehr minimal sein, weil Dialog und Raumklang die Hauptarbeit leisten.
It’s a Wonderful War darf größer klingen: Weite, Bedrohung, Kriegsrand. Sounddesign kann hier mit Distanz arbeiten – Signale, Alarm, ferne Einschläge, plötzliche Stille vor dem Ereignis. Wenn die Musik weihnachtliche Motive überhaupt aufgreift, dann wahrscheinlich eher gebrochen oder als Kontrast – ein kurzer warmer Ton, der sofort wieder in Dunkelheit gezogen wird.
Unterm Strich ist die Box atmosphärisch dann am stärksten, wenn sie die jeweilige Episode konsequent als eigenen Klangfilm behandelt: vier akustische Welten, die sich klar unterscheiden, aber durch das gemeinsame Motiv Winter/Feiertage eine feine Verbindung behalten.

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Jetzt dem Bluesky-Kanal folgenWarum diese Box als Ganzes funktioniert
Der große Trick an It’s a Wonderful War and Other Stories ist die Vielfalt. Viele Weihnachtsproduktionen setzen auf denselben Ton: gemütlich, warm, vielleicht ein bisschen gruselig, aber am Ende harmlos. Diese Box macht etwas anderes. Sie nimmt Weihnachten als Motiv und zeigt vier Perspektiven:
- Weihnachten als Zwang zur Harmonie (Missy vs. Noel Falls)
- Weihnachten als Rückkehr der Vergangenheit (Ellie und das Dorf)
- Weihnachten als Zusammenhalt im Ausnahmezustand (Zug-Kammerspiel)
- Weihnachten als Hoffnung im Krieg (Achter Doctor im Time War)
Das sorgt dafür, dass du beim Hören ständig neu justieren musst. Genau das hält die Box frisch: Wenn dir eine Tonlage weniger liegt, wartet die nächste schon mit anderem Geschmack. Gleichzeitig bleibt ein roter Faden: In jeder Folge geht es darum, was Menschen (und Time Lords) an solchen Tagen wirklich suchen – Zugehörigkeit, Erlösung, Kontrolle, Frieden, Sinn.
Für wen lohnt sich das Set?
Sehr geeignet, wenn du …
- Missy magst und Spaß an schwarzem Humor hast,
- den Sechsten Doctor in emotionalen, winterdunklen Stoffen hören willst,
- Sarah Jane und Harry als Team schätzt,
- Time-War-Stimmung mit dem Achten Doctor suchst,
- Anthologien magst, bei denen jede Story ein eigenes Genre bedient.
Weniger geeignet, wenn du …
- eine durchgehende, epische Handlung erwartest,
- reine Wohlfühl-Weihnachtsstimmung ohne Kanten willst,
- sehr empfindlich auf Weihnachten als Druck/Unbehagen-Themen reagierst (das zieht sich vor allem durch die ersten drei Episoden in unterschiedlicher Form).
Fazit
Als Weihnachtsbox ist dieses Set angenehm untypisch: Es serviert keine Standardbesinnlichkeit, sondern nutzt Weihnachten als Bühne für Kontrolle, Erinnerung, Zusammenhalt und Hoffnung. Gerade die Mischung aus Missy-Start, Ellie-Mystery, Zug-Kammerspiel und Time-War-Finale macht die Box wie eine kleine Reise durch das Whoniverse – mit Kerzenlicht, aber auch mit langen Schatten.
Doctor Who – Christmas: It’s a Wonderful War and Other Stories
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- Label / Verlag: Big Finish Productions
- Veröffentlicht:
- Genre: Science-Fiction
- Herkunft: Großbritannien
Produktion
- Cover: Ryan Aplin
- Regie: Jonathan S. Powell
- Ausführende Produzenten: Jason Haigh-Ellery und Nicholas Briggs
- Musik: Joe Kraemer / David Roocroft
- Produktion: Jonathan S. Powell
- Script-Editor: Matt Fitton, Robert Valentine und Peter Anghelides
- Sounddesign: Ben Ottridge und Stuart McCowan
- Autor:innen: Noga Flaishon, Julian Richards, Mark Wright und Jonathan S. Powell
- Senior Producer: John Ainsworth
Sprecher und Rollen
- Missy – Michelle Gomez
- The Doctor – Colin Baker
- Leela – Louise Jameson
- Sarah Jane Smith – Sadie Miller
- K9 – John Leeson
- Vaanaxyr – Nicholas Briggs
- The Daleks – Nicholas Briggs
- Stuart – Nicholas Briggs
- The Doctor – Paul McGann
- Agnes – Beth Chalmers
- Veklin – Beth Chalmers
- Narrator – Rosemary Ashe
- Aunt Lavinia – Annette Badland
- Ellie Higson – Lisa Bowerman
- Kevin – Paul Bown
- Sharla Smith – Cassie Bradley
- Supervisor Ritter – Alan Cox
- Galen Smith – Richard David-Caine
- Monitor – Richard David-Caine
- Vampire – Holly Jackson Walters
- Mary Evergreen – Frances Jeater
- Tom the Baker – Simon Kane
- Mrs Brook – Harriet Kershaw
- Mrs Knight – Joanna Monro
- Sandra the Innkeeper – Roxanne Morgan
- Herold – Harry Myers
- Harry Sullivan – Christopher Naylor
- Jaxon – Jonathan S Powell
- Harry – Jonathan S Powell
- Nicholas Smith – Andrew Wincott
- Time Lord – Andrew Wincott
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