
Als im Jahr 1976 die erste Folge von Commander Perkins mit dem Titel Das Tor zu einer anderen Welt erschien, betrat das Europa-Label ein neues Terrain. Zwar hatte das Studio bereits Science-Fiction-Stoffe im Programm – von Perry Rhodan-Bearbeitungen über einzelne utopische Geschichten – doch mit dieser Serie wagte man eine eigene, originäre Reihe, die den Zeitgeist der 1970er einfing. Zwischen Zukunftsoptimismus, Technikfaszination und unterschwelligen Ängsten vor kosmischen Gefahren erzählt die Serie die Abenteuer eines Teams, das mithilfe des sogenannten Dimensionsbrechers Reisen in ferne Galaxien unternimmt.
Die erste Folge stellt die Figuren, die Grundidee und den Ton der Serie vor. Dabei gelingt es Autor H. G. Francis, die Welt nicht nur durch Dialoge, sondern auch durch actionreiche Ereignisse und dichte Atmosphäre lebendig werden zu lassen. Das Tor zu einer anderen Welt ist mehr als nur ein Einstieg – es ist ein Pilot, der bewusst auf große Themen setzt: die Erkundung des Unbekannten, die Fragilität der menschlichen Existenz im Kosmos und die Verantwortung, die mit wissenschaftlicher Macht einhergeht.
Die Handlung im Detail
Auf der Mondbasis Delta-4 hat Professor Dr. Arthur Common den Dimensionsbrecher zur Einsatzreife gebracht: ein Transmitter, der Distanzen im All überbrückt, ohne ein Raumschiff zu benötigen. Vor dem ersten bemannten Einsatz existieren bereits Messdaten und Bildübertragungen vom achten Planeten des Wega-Systems – Sonden und Kameras haben eine lebensfähige Welt bestätigt und damit das Ziel für die geplante Expedition gesetzt. Die Mission soll von Commander Randy Perkins und Major Peter Hoffmann geführt werden.
Noch bevor das Team aufbricht, kommt es zur Krise: Ralph Common, der junge Sohn des Professors, wird auf Delta-4 von einer telepathischen Stimme angesprochen und buchstäblich in die Transportkugel des Dimensionsbrechers hineingelockt. Unerklärlicherweise überwindet er sämtliche Sicherheitsbarrieren; im nächsten Moment wird er abgestrahlt und direkt auf den Wega-Planeten versetzt – ohne Ausrüstung, ohne Schutz, fernab jeder Hilfe. Seine Spur verliert sich jenseits des Portals.
Professor Common bittet daraufhin Perkins und Hoffmann um eine Rettungsoperation. Die beiden wagen den ersten bemannten Sprung durch den Dimensionsbrecher und materialisieren auf der fremden Welt. Dort stoßen sie auf eine Umgebung, die zwar bewohnbar ist, aber von Beginn an von Ungewissheit geprägt: Es gibt Anzeichen dafür, dass Weganer – die Bewohner des Systems – jede Aktivität rund um den Transmitter wahrnehmen. Eine Verständigung gelingt zunächst nicht über Sprache, einzig die rätselhafte telepathische Instanz scheint Kontakt herstellen zu können. Für Perkins und Hoffmann bedeutet das, Ralph zu finden, ohne eine normale Kommunikation mit den Einheimischen aufbauen zu können.
Die Suche führt schließlich zum Auffinden von Ralph und zu einer ersten handfesten Erkenntnis, die der Serie ihren übergeordneten Spannungsbogen gibt: Der Junge berichtet von Kartenmaterial auf Wega, das deutlich den Mittelmeerraum der Erde zeigt. Dieser Fund legt eine Verbindung zwischen beiden Welten nahe, deren Ursprung und Bedeutung völlig im Dunkeln liegen. Perkins und Hoffmann kehren mit Ralph nach Delta-4 zurück – erleichtert, aber auch alarmiert, denn die Mischung aus telepathischem Kontakt, unklarer weganischer Reaktion und den Hinweisen auf alte irdisch-weganische Bezüge macht klar, dass man mit dem Transmitter eine Tür geöffnet hat, deren Folgen niemand absehen kann. Genau an dieser Stelle setzt die Folge ihren Ausblick: Die erste Expedition endet mit der Rettung, aber sie stößt einen Konflikt- und Rätselkomplex an, der die kommenden Teile prägt.

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Nichts für schwache Nerven!Figuren und Sprecher
Ein zentrales Element des Erfolgs von Commander Perkins ist das Sprecherensemble, das von Europa-Chefin Heikedine Körting sorgfältig zusammengestellt wurde.
- Commander Randy Perkins (Horst Stark): Perkins ist der geborene Anführer – souverän, besonnen, aber auch mitfühlend. Horst Stark verleiht ihm eine markante Stimme, die Autorität und Ruhe ausstrahlt.
- Major Peter Hoffmann (Gernot Endemann): Der jugendlichere, lebendigere Gegenpol zu Perkins. Endemann, bekannt aus zahlreichen Europa-Produktionen, verleiht Hoffmann eine sympathische Bodenständigkeit.
- Professor Dr. Arthur Common (Franz-Josef Steffens): Der brillante, manchmal exzentrische Wissenschaftler. Steffens interpretiert ihn als Mischung aus väterlichem Mentor und kauzigem Forscher.
- Cindy Common (Gabi Libbach): Die Tochter des Professors bringt Emotion und Wärme ins Team, aber auch Intelligenz und Mut.
- Ralph Common (Mathias Lorenz): Jugendlicher Enthusiasmus, manchmal naiv, aber immer voller Energie.
- Erzähler (Hans Paetsch): Seine unverwechselbare Stimme macht jede Szene größer und gewichtiger. Paetsch war damals längst eine Legende, und seine Beteiligung gab der Serie Prestige.
Diese Besetzung sorgte dafür, dass die Figuren sofort Wiedererkennungswert hatten und auch jenseits der Handlung im Gedächtnis blieben.
Themen und Motive
Ein zentrales Thema der ersten Folge Das Tor zu einer anderen Welt ist der uralte Menschheitstraum vom Aufbruch ins Unbekannte. Der Dimensionsbrecher fungiert hier nicht nur als technische Erfindung, sondern auch als symbolisches Tor zu neuen Möglichkeiten. Mit ihm wird das Grundmotiv etabliert: die Überschreitung von Grenzen. Während die Menschheit in der Realität der 1970er Jahre gerade ihre ersten Schritte ins All unternahm, zeichnet die Serie ein Bild einer Zukunft, in der das Erkunden des Kosmos alltäglicher geworden ist. Dennoch bleibt die Frage bestehen, ob der Mensch reif genug ist, mit einer solchen Macht verantwortungsvoll umzugehen.
Eng verknüpft damit ist das Spannungsverhältnis zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und moralischer Verantwortung. Professor Common steht für die Neugier des Forschers, der um der Erkenntnis willen Risiken eingeht. Commander Perkins dagegen verkörpert die Pflicht des Militärs, das Leben der Crew zu schützen und die Gefahren realistisch einzuschätzen. Diese Gegenüberstellung ist kein bloßes Stilmittel, sondern verweist auf die Diskussionen der damaligen Zeit: Atomenergie, Raumfahrt oder Computertechnologien waren Hoffnungen und Schreckgespenster zugleich. Die Serie greift diese Ambivalenz auf und macht sie zum erzählerischen Motor.
Ein weiteres Motiv ist die Begegnung mit dem Fremden. Das Betreten einer neuen Welt stellt die Figuren vor die Herausforderung, mit etwas zu interagieren, das jenseits ihrer bisherigen Erfahrungen liegt. Fremdartige Landschaften, unbekannte Lebewesen und rätselhafte Strukturen fordern ihre Anpassungsfähigkeit heraus. Damit transportiert die Folge eine Botschaft, die über das Science-Fiction-Genre hinausgeht: Wer Neuland betritt, muss lernen, das Andere nicht sofort als Bedrohung zu sehen, sondern als Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern. Gleichzeitig bleibt jedoch die Angst präsent, dass das Fremde feindlich sein könnte – eine Ambivalenz, die Spannung erzeugt.
Darüber hinaus spielt auch das Motiv des Teamgeists eine große Rolle. Perkins, Hoffmann, die Commons und die übrigen Beteiligten sind sehr unterschiedliche Charaktere, die nur gemeinsam eine Chance haben, die Gefahren zu meistern. Jeder bringt Stärken und Schwächen mit: Rationalität, Mut, Erfahrung oder jugendliche Neugier. Erst im Zusammenspiel entsteht die Fähigkeit, den Herausforderungen der fremden Welt zu trotzen. Damit wird der Gedanke vermittelt, dass Fortschritt und Sicherheit nur durch Zusammenarbeit möglich sind – ein Wert, der in vielen Jugendhörspielen der 1970er als Leitmotiv diente.
Schließlich durchzieht die Folge auch das Motiv der Verantwortung gegenüber der Zukunft. Der Dimensionsbrecher ist nicht nur eine Maschine, sondern eine Macht, die den Verlauf der Menschheitsgeschichte verändern könnte. Indem das Team erste Erfahrungen sammelt, deutet die Erzählung an, dass ihr Handeln Konsequenzen weit über das Hier und Jetzt hinaus haben kann. Dieses Nachdenken über mögliche Folgen macht Das Tor zu einer anderen Welt zu mehr als einer reinen Abenteuergeschichte: Es ist eine Parabel auf den Umgang mit Macht, Wissen und Verantwortung.
Insgesamt verbindet die Episode klassische Science-Fiction-Ideen mit zeittypischen Fragestellungen und universellen Themen. Sie zeigt den Menschen zwischen Entdeckerdrang und Selbstzweifel, zwischen Mut und Vorsicht, zwischen Faszination und Furcht. Genau diese Balance macht die Themen und Motive des Hörspiels zeitlos und sorgt dafür, dass Das Tor zu einer anderen Welt auch Jahrzehnte nach seiner Veröffentlichung noch nachhallt.
Produktion und Stil
Regie führte Heikedine Körting, die bei Europa bereits zahlreiche erfolgreiche Reihen betreute. Sie setzte auf ein atmosphärisches Sounddesign, das durch Musik aus der Europa-Hausbibliothek ergänzt wurde – sphärische Klänge, Synthesizer-Elemente, aber auch klassische Spannungsuntermalung.
Die Geräuschkulisse war für damalige Verhältnisse bemerkenswert: Das Summen des Dimensionsbrechers, die hallenden Schritte auf fremden Planeten, das Knacken der Kommunikationsgeräte – all das machte die Science-Fiction-Welt lebendig.

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Jetzt dem WhatsApp-Kanal beitretenRezeption und Wirkung
Zum Zeitpunkt ihres Erscheinens war Commander Perkins eine der ambitioniertesten Europa-Produktionen. Zwar erreichte die Serie nie die Popularität von Reihen wie Die drei ??? oder TKKG, doch sie gewann schnell eine treue Fangemeinde.
Heute gilt gerade Folge 1 – Das Tor zu einer anderen Welt als Kultklassiker. Sie repräsentiert eine Zeit, in der Science-Fiction in Deutschland zwar noch Nischenstatus hatte, aber mit Leidenschaft umgesetzt wurde. Sammler zahlen heute hohe Preise für die Original-Kassetten, und die Reihe hat durch Wiederveröffentlichungen und Fankreise ein langes Nachleben gefunden.
Fazit
Das Tor zu einer anderen Welt ist mehr als nur der Auftakt zu einer kurzen, aber intensiven Science-Fiction-Serie. Es ist ein Stück deutscher Hörspielgeschichte, das zeigt, wie viel Atmosphäre und Spannung man allein mit Stimmen, Musik und Geräuschen erzeugen kann.
Die Folge etabliert Figuren, Themen und Technik, die bis heute faszinieren. Obwohl nur sechs Episoden erschienen, bleibt Commander Perkins durch seine Mischung aus Abenteuerlust, philosophischen Fragen und zeittypischem Flair unvergessen.
Commander Perkins – Das Tor zu einer anderen Welt
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- Label / Verlag: Europa
- Veröffentlicht:
- Genre: Science-Fiction
- Herkunft: Deutschland
Produktion
- Autor: H.G. Francis
- Regie: Heikedine Körting
- Musik: Bert Brac
- Produktion: Studio EUROPA
- Künstlerische Gesamtleitung: Dr. Beurmann
Sprecher
- Telepathische Stimme – Wolfgang Kaven
- Ralph Common – Mathias Lorenz
- Commander Perkins – Horst Stark
- Major Hoffmann – Gernot Endemann
- Professor Common – Franz-Josef Steffens
- Roboter – Volker Bogdan
- Cindy Common – Gabi Libbach
- Funker der Mondbasis – Andreas von der Meden