
Mit Die Geschichte des Wüstensterns eröffnet Holysoft seine eigenständige Hörspielreihe Der kleine Prinz, die – im Unterschied zur separat laufenden Reihe Holy Klassiker – nicht den klassischen Roman schlicht nacherzählt, sondern die Grundidee des Stoffes in kurze, kindgerechte Abenteuerfolgen überführt. Folge 1 setzt beim ikonischen Ausgangspunkt an: Ein Pilot stürzt in der Wüste ab, trifft auf einen Jungen von einem winzigen Planeten, und eine Freundschaft beginnt, die mehr ist als eine Begegnung – sie ist eine Erinnerung daran, die Welt wieder mit staunenden Augen zu sehen. Laut Produktangaben ist die Pilotfolge ca. 35 Minuten lang und wurde am 15. Oktober 2024 im HolyShop veröffentlicht. Titel und Staffelkontext sind im offiziellen HolyShop bestätigt; dort sind auch die Folgetitel gelistet (z. B. Die Musik der Freundschaft, Schöner als Schönheit).
Diese erste Episode erfüllt eine doppelte Aufgabe: Sie muss sowohl vertraut machen – mit Antoine, dem Piloten, mit dem Prinzen, seinem kleinen Planeten und seiner Sicht auf die Welt – als auch Lust auf weitere, eigenständige Abenteuer machen. Die Dramaturgie bleibt deshalb nahe am emotionalen Kern des Klassikers und öffnet zugleich eine episodische Erzählform, die jüngeren Hörerinnen und Hörern (und ihren Familien) einen behutsamen Einstieg erlaubt.
Inhalt – worum es geht (spoilerarm)
Die Folge folgt der bekannten Ausgangssituation: Antoine, ein Pilot, liebt das Fliegen – bis eine Panne ihn mitten in der Wüste zur Notlandung zwingt. Die Einsamkeit hält nicht lange: Ein kleiner Prinz taucht wie aus dem Nichts auf, stellt eigenwillige Fragen und erzählt, dass er von einem anderen, winzigen Planeten komme. Der Prinz weckt in Antoine Erinnerungen daran, wie er selbst einmal die Welt gesehen hat – neugierig, unbefangen, ohne Zynismus. Die Begegnung ist zunächst zart und tastend, dann immer wärmer; statt Action dominiert Dialog, Nachdenklichkeit und ein feiner Humor. Für Kinder entsteht daraus ein Gefühl von Geborgenheit, für Erwachsene ein Echo eigener Kindheitsfragen.
Die Folge setzt bewusst keinen kompletten Romanbogen. Sie ist Pilot und Türöffner: Man lernt die beiden Hauptfiguren kennen, ihre unterschiedlichen Perspektiven, die leise Melancholie und das Staunen des Prinzen, das nüchtern-pragmatische, aber offene Temperament Antoines. Im Hintergrund schimmern Motive auf, die spätere Episoden vertiefen können: Freundschaft, Verantwortung, die Kunst, Fragen zu stellen, statt vorschnell zu antworten; das Verhältnis von Nützlichkeit und Sinn; und – vor allem – die Bedeutung dessen, was man mit dem Herzen sieht.

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Jetzt dem WhatsApp-Kanal beitretenFigurenbild – der Prinz und Antoine im Hörspiel
Der Reiz der Vorlage liegt darin, dass der Prinz nie altklug wirkt, obwohl er kluge Dinge sagt. Die Hörspielfassung überträgt das mit ruhigen, natürlichen Sprecherfarben: Der Prinz klingt wach, freundlich, nie belehrend. Seine Sätze sind kurz, zupackend, manchmal rätselhaft – genau so, dass Kinder ihre eigenen Anschlussfragen bilden können, während Erwachsene die philosophischen Untertöne spüren.
Antoine ist kein grantiger Zyniker, eher ein Mensch, der gelernt hat, funktional zu denken – bis die Panne ihn zwingt, innezuhalten. Im Dialog mit dem Prinzen weicht seine Kontrolle. Aus Erwachsenensprache wird echtes Gespräch. Dass die beiden sich aneinander reiben, bleibt dennoch präsent: Der Prinz versteht die seltsamen Prioritäten der Großen nicht – Maße, Zahlen, Besitz – und Antoine ringt darum, die eigene Fantasie wieder freizulegen.
Die Chemie der Stimmen ist hier zentral: Sie muss freundlich und gleichwertig sein. Der Prinz nimmt nie die Rolle eines moralisierenden Erzählers ein, Antoine nicht die eines tapsigen Onkels. Stattdessen entsteht Gegenseitigkeit – und genau diese Beziehung trägt den Seriencharakter in die nächsten Folgen (die Shop-Reihe zeigt eine fortlaufende Struktur; die Nummerierung und Titel präzisieren das serielle Konzept).
Dramaturgie & Tempo – kurze Form, große Resonanz
Mit ~35 Minuten wählt die Episode eine kindgerechte Länge, die sich gut für das gemeinsame Hören am Nachmittag oder vor dem Schlafengehen eignet. Das Tempo ist ruhig, aber nicht träge; die Szenen wechseln in überschaubaren Bögen, jedes Bild hat Zeit zu atmen. Wo andere Kinderhörspiele häufig auf Slapstick oder Daueraction setzen, lässt Die Geschichte des Wüstensterns Pausen zu: Momente, in denen Wind, Sand, ferne Motorgeräusche und das Zischen eines Werkzeugs beim Reparieren des Fliegers Atmosphäre bauen. Das schärft das Kopfkino und bietet Anker für die Vorstellungskraft.
Die Pilotfolge setzt Klammern: Eröffnung mit Notlandung, Etablierung des Wüstenraums, Begegnung, erste Erzählungen des Prinzen, dann ein sanftes Offenlassen – eine emotionale Landung, die nicht alles abschließt, sondern Vorfreude erzeugt. Für Serienhörspiele ist diese Balance entscheidend: Man fühlt sich satt, aber nicht voll; neugierig, aber nicht gehetzt.
Themen & Motive – staunen, fragen, sehen
Die klassischen Prinz-Motive sind behutsam in die Folge eingewoben – nicht als Lehrbuchkapitel, sondern als Gefühlshorizont:
- Kindlicher Blick vs. Erwachsenensicht: Der Prinz fragt nach Sinn, nicht nach Zahlen. Antoine verlernte Fragen neu zu stellen; der Prinz lädt ihn ein, anders zu sehen.
- Freundschaft: Sie entsteht nicht aus Nutzen, sondern aus Aufmerksamkeit. Der Prinz nimmt Zeit, und Antoine lernt, Zeit zu geben.
- Verantwortung: Schon in der Pilotfolge schimmert durch, dass Liebe Pflege bedeutet – sich kümmern, ohne zu besitzen.
- Freiheit & Bindung: Der Prinz ist unterwegs, aber nie heimatlos. Das Hörspiel vermittelt: Bindung macht frei, wenn sie nicht gefangen nimmt, sondern ernst nimmt.
Diese Motive bilden das serielle Rückgrat. Dass Holysoft Folge-für-Folge-Titel wie Die Musik der Freundschaft oder Schöner als Schönheit wählt, unterstreicht die Ausrichtung: jedes Mal ein Motiv, das für sich steht, aber in den Gesamtbogen einzahlt.
Produktion & Umsetzung – Klangbilder statt Kulissengewitter
Der erzählerische Minimalismus braucht präzise Tonregie. Die Wüste darf nicht ein generischer Geräuschteppich sein; sie braucht Tiefe (Leere hat viele Farben). Gute Regie lässt Mikro-Aktionen hörbar werden: Schritte im Sand, das Knarzen von Gepäck, trockene Luft, ferner Wind – kleine Klänge, die weit klingen. Das Sounddesign in einer solchen Folge muss Platz lassen: zu viel Musik nimmt den Dialogen die Luft, zu viele Effekte machen das Kopfkino platt.
Die Dialogführung fällt wohltuend unaufgeregt aus: statt Reizüberflutung konzentriertes Spiel. Der Prinz klingt staunend, Antoine geerdet. Wichtig ist die Atemführung der Sprecher – hörbare Ein- und Ausatmer rhythmisieren die Gespräche, ohne zu stören. Gerade für Kinderohren sind solche Rhythmussignale wertvoll: Sie helfen, Sinnabschnitte zu erkennen und Spannung gefahrlos auszuhalten.
Musik & Atmosphären – das leise Leuchten
Die Musik agiert als emotionaler Faden – unaufdringlich, melodisch, oft flächenhaft, sodass sie Raum schafft, ohne zu dominieren. In der Wüste dürfen lange Töne liegen, ein leichtes Motiv kann Vertrautheit stiften, wenn der Prinz spricht. Ein wärmerer Akkord bei Momenten des Verstehens (Antoines Lächeln, das man im Spiel hört), hellere Akzente bei kindlichem Staunen – so entstehen Farbwechsel im Unsichtbaren.
Für eine Pilotfolge ist das Themen-Leitmotiv wichtig: ein kurzes Motiv, das wiederkehrt, aber nicht nervt. Es ist denkbar, dass Folge 1 bereits ein Grundmotiv einführt, das spätere Episoden variieren (z. B. Musik der Freundschaft). Genau dieses serielle Klangdesign hält eine Reihe zusammen, ohne sie gleichförmig zu machen.
Zielgruppe – mitwachsen statt unterfordern
Die Geschichte des Wüstensterns richtet sich klar an Kinder – aber nicht nur. Gute Kinderhörspiele unterfordern nicht und überzuckern nicht. Diese Folge nimmt Ernst, was Kinder mitbringen: Neugier, Fantasie, Sinn für Gerechtigkeit. Erwachsene bekommen zugleich eine milde Spiegelung ihrer Welt: den freundlichen Hinweis, dass Effizienz nicht alles erklärt.
Für gemeinsames Hören – Familie, Grundschule, Hort – ist die 35-Minuten-Form ideal: konzentrierte Dosis, in der man ohne Eile ankommt, zuhört, nachredet. Die Episode lässt Fragen offen, die sich später besprechen lassen: Was heißt wichtig? Woran erkenne ich, dass mir etwas etwas bedeutet? Warum fühlen sich Zahlen manchmal sicherer an als Gefühle?
Vergleich zur Holy Klassiker-Adaption
Holysoft führt den Stoff zweigleisig: Als Klassiker-Hörspiel (Holy Klassiker – Der kleine Prinz) und als eigenständige Serienwelt (hier: Der kleine Prinz 1). Die Klassiker-Fassung ist eine literarische Nacherzählung mit ca. 55 Minuten Spielzeit, während Die Geschichte des Wüstensterns die Begegnung serienlogisch anlegt – kürzer, fokussierter, mit Blick auf folgende Abenteuer. Wer die Romanhandlung kompakt hören möchte, greift zur Klassiker-Reihe; wer episodisch mit dem Prinzen reisen will, startet bei Folge 1 dieser Serie. Beide Veröffentlichungen sind offiziell im Holy-Kosmos verankert.

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Jetzt dem Bluesky-Kanal folgenErzählhaltung – freundlich, warm, nie belehrend
Der didaktische Wert entsteht nicht durch Merksätze, sondern durch Haltung. Der Prinz urteilt nie hart, er fragt. Antoine erklärt nicht von oben, sondern teilt. Diese nicht-moralistische Wärme ist ein Markenzeichen: Kinder spüren Sicherheit, Erwachsene Freiheit. Das Hörspiel macht Angebote – und überlässt die Entscheidung den Hörenden.
Die Sprache bleibt klar. Keine langen Verschachtelungen, die den Fluss bremsen; keine Verniedlichungen, die die Ernsthaftigkeit unterlaufen. Wüstenbilder werden mit wenigen Worten konkret, damit die Ohren zeichnen. Eine kluge Textfassung lässt kleine Pausen – Raum, in dem Bilder aufsteigen.
Pädagogischer Mehrwert – Zuhören lernen, Fragen üben
Gutes Kinderhörspiel trainiert Zuhören – nicht als Pflicht, sondern als Vergnügen. Folge 1 setzt dafür drei Hebel:
- Wiederkehrende Motive (Wüste, Reparatur, Staunen) geben Orientierung.
- Fragen-Dialoge statt Monologe laden ein, innerlich mitzufragen.
- Emotionaler Bogen (Fremdheit → Vertrauen) ist deutlich spürbar, aber nicht aufdringlich.
Daraus wird Gesprächsstoff: Was ist wichtig? Woran merkt man Freundschaft? Was sieht man, wenn man anders hinschaut? Eltern und Pädagogik bekommen Anknüpfungspunkte, ohne dass die Folge zum Unterricht wird.
Serienlogik & Ausblick – wohin die Reise führt
Der HolyShop zeigt eine klar fortlaufende Reihe mit benannten Motiven: Die Musik der Freundschaft (Folge 2) deutet an, dass Beziehungen und Vertrauen musikalische Entsprechungen bekommen; Schöner als Schönheit (Folge 3) klingt nach einem Werte-Dialog über Schönheit und Oberfläche; Ein Licht im Vergessen (Folge 4) verspricht Erinnerung als Thema. Diese sprechenden Titel sind gut für Kinder, weil sie Begriffe geben, an denen man Gefühle sortieren kann – und stark für Erwachsene, weil sie philosophisch anschlussfähig sind.
Für wen lohnt sich die Folge?
- Kinder im Grundschulalter, die ruhige, dichte Geschichten mögen.
- Familien, die gemeinsam hören und danach reden möchten.
- Lehrer/Erzieher, die ein kurzes, gehaltvolles Hörspiel suchen, das Fragen öffnet, statt Antworten abzufragen.
- Fans des Stoffes, die eine wärmende Neuinterpretation im Serienformat zu schätzen wissen.
Hörkritik – warum diese Pilotfolge funktioniert
Nähe ohne Nacherzählungszwang
Die Episode vertraut dem Ausgangsmoment der Buchvorlage, ohne in die Versuchung zu geraten, alles in eine kurze Laufzeit zu pressen. Das entschleunigt und würdigt die Szene, die das ganze Werk trägt: zwei Wesen in einer großen Wüste, die miteinander reden.
Stimmenchemie
Die Beziehung trägt. Kinder brauchen freundliche Klarheit, Erwachsene Zwischentöne. Beides ist da: Sanftheit im Ton des Prinzen, Erdung bei Antoine.
Klanggestaltung
Die Wüste klingt – nicht überladen, aber vielschichtig. Ein Raum entsteht, der größer ist als die Kopfhörer.
Serielle Perspektive
Die Folge schließt nicht hermetisch. Sie öffnet: Wer hier einsteigt, will weiterhören – und genau dafür ist die Titelreihe (Freundschaft, Schönheit, Erinnerung …) gerüstet.
Mögliche Stolpersteine – was man wissen sollte
- Leise Töne statt Krawall: Wer Action erwartet, bekommt Gespräch und Stimmung. Das ist Stärkenprofil, kein Mangel – aber Erwartung steuern hilft.
- Philosophischer Unterton: Kinder fassen das intuitiv, Erwachsene hören Reflexion – eine schöne Doppeladressierung, die Zeit zum Wirken braucht.
- Serienauftakt: Als Pilot will die Folge Neugier wecken; große Handlungsauflösungen sind nicht das Ziel.
Fazit
Die Geschichte des Wüstensterns ist ein gelungener Start der Holysoft-Serie Der kleine Prinz: warm, ruhig, atmosphärisch – eine Einladung, langsamer zu werden und hinzuhören. Statt das Buch zu vereinfachen, reduziert die Produktion klug auf Kernmomente: Begegnung, Fragen, Staunen. Die 35 Minuten sind so gesetzt, dass Kinder dranbleiben und Erwachsene mitfühlen. Das Serienprinzip mit thematisch betitelten Folgen ist ein starkes Versprechen für kommende Episoden – ein roter Faden, der Freundschaft, Schönheit, Erinnerung, Sanftmut und andere Werte hörbar macht. Wer gemeinsam hören will – zu Hause, in der Schule, im Hort – findet hier eine gut dosierte, liebevoll produzierte Eröffnung.
Der kleine Prinz – Die Geschichte des Wüstensterns
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- Label / Verlag: Holysoft
- Veröffentlicht:
- Herkunft: Deutschland
Produktion
- Produktion: David Holy
- Skript: Aikaterini Maria Schlösser
- Regie: Aikaterini Maria Schlösser
- Sounddesign: Philipp Köhl
- Dialogschnitt: Philipp Köhl
Sprecher
- Antoine – Felix Holm
- Prinz – Sebastian Fitzner
- Rose – Franziska Krol
- Erwachsene – Juliane Hempel
- Erwachsener – Philip Bösand
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