Dämonenkiller Edition 21 – Im Zeichen des Bösen

Die Rückkehr eines Klassikers

Es gibt Hörspielreihen, die weit mehr sind als bloß akustische Unterhaltung – sie sind ein Stück Popkultur. Die Dämonenkiller-Romane von Ernst Vlcek und Neal Davenport (Kurt Luif) gehörten in den 1970er- und 80er-Jahren zum Herzstück der deutschen Heftromanlandschaft. Sie standen für eine Mischung aus Horror, Mystery, okkulten Ritualen, trashigem Abenteuer und unterschwelliger Gesellschaftskritik. Der Serienheld Dorian Hunter, ein Journalist und Geisterjäger wider Willen, war eine Figur, die sich von den klassischen Monsterjägern abhob: zerrissen, düster, oft hin- und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und Selbstzerstörung.

2007 versuchte das Label Nocturna Audio, genau diesen Stoff in einer hochwertigen Hörspielproduktion neu zu beleben – mit großem Respekt vor der literarischen Vorlage, einem starken Ensemble und aufwendigem Sounddesign. Herausgekommen ist mit Dämonenkiller – Im Zeichen des Bösen eine Produktion, die trotz ihrer Solitär-Position (es blieb bei dieser einen Folge) für viele Hörer bis heute ein Juwel darstellt.

Warum das so ist, welche Stärken das Hörspiel auszeichnen und wieso es sich lohnt, diese CD auch heute noch aufzuspüren, möchte diese Rezension ausführlich beleuchten. Dabei soll die Handlung nur angerissen werden, um die Spannung für neue Hörer nicht zu zerstören.

Hintergrund & Entstehung

Die Romanvorlage Im Zeichen des Bösen ist der erste Band der ursprünglichen Dämonenkiller-Heftromanserie, der 1973 im Zauberkreis-Verlag erschien. Autor Ernst Vlcek entwarf damals ein düsteres, aber faszinierendes Universum, das sich deutlich von anderen Heftromanserien abhob. Dorian Hunter war kein strahlender Held, sondern eine gebrochene Figur. Er wird durch einen Fluch in eine Welt hineingezogen, die ihn zugleich anzieht und abstößt.

Nocturna Audio, ein vergleichsweise junges Label, hatte sich 2007 die Rechte an einer neuen Hörspieladaption gesichert. Produzent Sven Schreivogel und Autorin/Regisseurin Susa Gülzow wollten eine moderne Interpretation schaffen, die den Geist der Vorlage bewahrt, aber mit zeitgemäßen Mitteln erzählt wird.

Interessant ist, dass diese Produktion unabhängig von der späteren, äußerst erfolgreichen Dorian-Hunter-Reihe von Zaubermond/Marco Göllner (ab 2008) entstand. Dadurch nimmt sie heute eine kuriose Zwischenposition ein: Sie ist weder nostalgische 80er-Jahre-Produktion noch Teil des modernen Hunter-Kosmos, sondern ein eigenständiger, in sich geschlossener Versuch, die Geschichte neu zu erzählen.

Leider war das Projekt von Anfang an von rechtlichen Unsicherheiten begleitet. Aufgrund von Lizenzproblemen durfte die CD nur für einen begrenzten Zeitraum offiziell verkauft werden – ein Umstand, der sicher mit dazu beitrug, dass es nie zu weiteren Folgen kam. Für Sammler ist die CD heute eine kleine Rarität.

Handlung – nur ein Hauch

Die Geschichte setzt mit dem Journalisten Dorian Hunter ein, der sich auf eine Reise begibt, um einem Familiengeheimnis auf den Grund zu gehen. Schon bald merkt er, dass diese Nachforschungen ihn in eine Welt führen, in der das Übernatürliche nicht nur real, sondern gefährlich ist.

Er begegnet unheimlichen Gestalten, stößt auf Spuren okkulter Rituale und muss sich schließlich einer erschütternden Wahrheit stellen: Seine eigene Herkunft ist mit Mächten verknüpft, die jenseits des rationalen Verstehens liegen.

Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, doch so viel ist klar: Im Zeichen des Bösen ist der Beginn einer Reise, die Dorian Hunter für immer verändern wird. Das Hörspiel legt die Grundlage für den Konflikt zwischen Hunter und den Dämonen, der in den späteren Romanen (und in der Zaubermond-Hörspielreihe) epische Ausmaße annimmt.

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Figuren & Sprecher

Eine der großen Stärken dieser Produktion ist die exzellente Besetzung.

  • Dorian Hunter wird von Sascha Rotermund gesprochen, dessen warme, zugleich leicht gebrochene Stimme dem Charakter eine große Tiefe verleiht. Rotermund gelingt es, Hunters Zerrissenheit und seinen unterschwelligen Zynismus herauszuarbeiten, ohne ins Overacting zu verfallen.
  • Lilian Hunter, Dorians Ehefrau, wird von Tina Eschmann gesprochen. Sie bringt eine Mischung aus Sanftheit und innerer Stärke mit, die ihrer Figur Glaubwürdigkeit verleiht.
  • Der Erzähler, gesprochen von Stephan Schwartz, sorgt für eine elegante Rahmung der Handlung. Schwartz hat eine wunderbar nuancierte Stimme, die zwischen klassischer Hörspiel-Narration und subtiler Ironie pendelt.
  • Weitere Rollen, wie die düsteren Gegenspieler aus dem Kreis der Dämonen, sind mit erfahrenen Sprechern besetzt, die ihre Figuren ernst nehmen und so das Grusel-Feeling verstärken.

Die Chemie zwischen den Figuren stimmt, und gerade in den Dialogen entfaltet das Hörspiel seine ganze Wirkung. Man spürt, dass die Sprecherführung sorgfältig geplant war und dass Gülzow ein klares Bild davon hatte, wie sie die Figuren klingen lassen wollte.

Produktion & Regie

Regisseurin Susa Gülzow hat hier ganze Arbeit geleistet. Ihr Ansatz ist eher filmisch: Die Szenen sind dynamisch inszeniert, die Dialoge wirken lebendig, die Übergänge sind fließend. Es gibt keine statischen Studio-Momente, in denen Figuren wie bei älteren Hörspielen einfach nur Text abliefern. Stattdessen fühlt sich alles wie aus einem Guss an.

Besonders bemerkenswert ist die Balance zwischen Dialog, Musik und Geräuschen. Gülzow vermeidet es, den Hörer mit Effekten zu überfrachten. Stattdessen werden Geräusche punktuell eingesetzt, um Schlüsselmomente zu betonen. Das sorgt dafür, dass die Atmosphäre dicht bleibt, ohne ermüdend zu wirken.

Die Abmischung ist professionell und klar. Man hört, dass hier keine Low-Budget-Produktion vorliegt, sondern ein ambitioniertes Projekt, das auch technisch auf hohem Niveau arbeitet.

Sehr gern – ich kann die beiden Kapitel noch deutlich ausbauen, um die 3000-Wörter-Marke sicher zu erreichen und mehr Tiefe zu geben.
Hier ist die erweiterte Fassung der beiden Abschnitte:

Sounddesign & Musik

Das Sounddesign von Dämonenkiller – Im Zeichen des Bösen ist eines der herausragenden Elemente dieser Produktion. Während viele Horrorhörspiele der frühen 2000er Jahre dazu neigten, entweder zu minimalistisch oder zu überladen zu wirken, findet Nocturna Audio hier genau den richtigen Mittelweg.

Die Geräuschkulisse ist detailliert und sorgfältig abgestimmt. Man hört nicht nur die Offensichtlichen Effekte wie Türen, Schritte oder das Klirren von Glas, sondern auch feinste Ambience-Sounds, die eine echte Raumtiefe erzeugen. In Szenen, die in alten Herrenhäusern spielen, hört man ein leises Knacken von Holzdielen, das Rauschen des Windes in den Fenstern, das entfernte Grollen eines Gewitters. Diese Elemente wirken nicht aufdringlich, sondern verschmelzen mit den Stimmen und der Musik zu einem akustischen Gesamtbild.

Ein besonders gelungener Moment ist eine Sequenz, in der Dorian sich in einem dunklen Korridor bewegt: Man hört sein Atem, seine Schritte hallen dumpf wider, und irgendwo in der Ferne fällt ein Gegenstand um. Das Sounddesign spielt hier mit der Psyche des Hörers, indem es ihn in dieselbe Unsicherheit stürzt wie die Figur selbst.

Auch die Dynamik der Geräusche ist gut umgesetzt. Laute Effekte erschrecken nie bloß um des Schreckens willen, sondern setzen dramaturgische Akzente. Es gibt ein paar Momente, in denen das Sounddesign bewusst Raum lässt – ein fast schon gespenstisches Schweigen, bevor der nächste Schockmoment einsetzt. Diese Pausen sind Gold wert, weil sie Spannung erzeugen, statt sie durch Dauerbeschallung zu zerstören.

Die Musik ist nicht nur Begleitung, sondern ein integraler Bestandteil der Inszenierung. Komponiert wurde sie mit einem klaren Ziel: die düstere Grundstimmung zu transportieren, ohne die Dialoge zu erdrücken. Stilistisch ist sie eine Mischung aus klassischem Horror-Score (Streicher, tiefe Bläser, gelegentlich bedrohliche Chorpassagen) und modernen, elektronischen Klangflächen. Diese Mischung macht den Soundtrack zeitlos – er könnte ebenso gut in einem Kinofilm funktionieren.

Hervorzuheben sind die Leitmotivik und die musikalischen Themen: Dorian selbst hat ein unterschwelliges Motiv, das in variierter Form immer wieder auftaucht, wenn er im Zentrum des Geschehens steht. Bei Szenen, in denen das Okkulte eine Rolle spielt, setzen die Komponisten auf dissonante Klangteppiche, die sich langsam steigern und eine wachsende Bedrohung suggerieren.

Auch die Lautstärkeabmischung verdient Lob: Musik und Effekte treten nie in Konkurrenz zu den Stimmen, sondern rahmen sie ein. Das ist nicht selbstverständlich – viele Produktionen dieser Zeit litten an übersteuerten Effekten oder zu lauter Musik. Hier hingegen ist alles klar, transparent und professionell produziert.

In Summe sorgt dieses Sounddesign dafür, dass der Hörer das Gefühl hat, mitten in der Geschichte zu stehen. Es erzeugt Gänsehaut-Momente, lässt die düsteren Szenen plastisch werden und trägt maßgeblich dazu bei, dass die Produktion trotz ihres Alters von 2007 immer noch modern wirkt.

Themen & Motive

Die thematische Tiefe von Im Zeichen des Bösen ist einer der Hauptgründe, warum der Stoff auch Jahrzehnte nach seinem ersten Erscheinen noch fasziniert.

Zentral steht die Frage nach Identität. Dorian Hunter ist kein Held, der von Anfang an weiß, was er will. Er ist ein Suchender, der auf eine Reise geschickt wird, die ihn mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Dabei entdeckt er nicht nur Familiengeheimnisse, sondern auch die dunklen Seiten seiner Persönlichkeit. Das Hörspiel zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Opfer und Täter, zwischen Mensch und Monster sein kann.

Ein weiteres wichtiges Motiv ist die Macht des Übernatürlichen. Hier geht es nicht um harmlose Spukgeschichten, sondern um eine reale Bedrohung, die das Weltbild der Figuren erschüttert. Dämonen sind in dieser Geschichte keine albernen Popkultur-Klischees, sondern Verkörperungen uralter Mächte, die den Menschen in Versuchung führen oder ihn zerstören können.

Interessant ist auch, wie das Hörspiel das Thema Schicksal verhandelt. Dorian ist nicht frei in seinen Entscheidungen – er wird in einen Strudel von Ereignissen gezogen, der scheinbar lange vor seiner Geburt begann. Diese Ohnmacht gegenüber dem eigenen Schicksal verleiht der Geschichte eine tragische Dimension. Gleichzeitig stellt sie die Frage: Kann man sich seinem Schicksal entziehen? Oder ist der Kampf gegen das Böse selbst nur Teil eines größeren Plans?

Darüber hinaus spielt Wahnsinn eine große Rolle. Mehrfach wird angedeutet, dass das Wissen um die Existenz der Dämonen den Verstand brechen kann. Dorian selbst balanciert immer wieder am Rand des psychischen Abgrunds. Das Hörspiel fängt diese Gratwanderung akustisch ein – durch verzerrte Stimmen, Hall-Effekte und eine fast fiebrige Atmosphäre in bestimmten Szenen.

Schließlich ist auch eine subtile Gesellschaftskritik erkennbar: Die Geschichte zeigt, dass das Böse nicht nur in finsteren Schlössern oder okkulten Zirkeln lauert, sondern mitten unter uns. Familiengeheimnisse, Machtmissbrauch, falsche Loyalitäten – all das sind Themen, die über das reine Horrorgenre hinausweisen.

So gesehen ist Im Zeichen des Bösen weit mehr als ein klassisches Gruselabenteuer. Es ist eine Allegorie auf den inneren Kampf des Menschen gegen seine eigenen Dämonen, auf die Versuchung durch Macht und die Angst vor dem Verlust der Kontrolle.

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Bedeutung & Wirkung

Obwohl es bei dieser einen Folge blieb, hat Dämonenkiller – Im Zeichen des Bösen einen besonderen Platz in der deutschen Hörspielgeschichte. Es ist eine Art Brücke zwischen der alten Europa-Produktion aus den 80ern und der modernen Dorian-Hunter-Reihe von Zaubermond.

Viele Hörer, die das Hörspiel damals gekauft haben, erinnern sich bis heute an die hochwertige Inszenierung und die packende Atmosphäre. Es zeigt, dass man auch aus einem klassischen Heftromanstoff ein ernstzunehmendes Hörspiel machen kann, das sich nicht hinter internationalen Produktionen verstecken muss.

Fazit

Dämonenkiller – Im Zeichen des Bösen ist ein Hörspiel, das man als Fan des Genres unbedingt gehört haben sollte. Es verbindet den Charme der alten Heftromane mit moderner Hörspielkunst, hat eine starke Besetzung, ein stimmiges Sounddesign und erzählt eine spannende Geschichte, die Lust auf mehr macht.

Dass es bei dieser einen Folge blieb, ist schade – doch vielleicht macht gerade das den besonderen Reiz aus. Wer die CD heute noch findet, hält ein Stück Hörspielgeschichte in den Händen.

Dämonenkiller Edition 21 – Im Zeichen des Bösen

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Produktion

  • Buch und Regie: Susa Gülzow
  • Aufnahmeleitung: Monika Norton
  • Musik: Michael Berg , Roman Rossbach
  • Produzent: Michael Schreivogel

Sprecher

  • Erzähler Stephan Schwartz
  • Dorian Hunter Sascha Rotermund
  • Lilian Hunter Tina Eschmann
  • Gräfin von Lethian Isabella Grothe
  • Edward Belial Asad Schwarz
  • Roberto Copello Robert Missler
  • Jörg Eklund Nicolas König
  • Bruno Guozzi Sascha Draeger
  • Vukujev Konstantin Graudus
  • Anja Eva Michaelis
  • Busfahrer Wolf Frass
  • Vampirin Marianne Lund


Über den Autor

Sebastian Stelling

Redakteur

Moin, ich bin Sebastian. Auf audiodramaseurope.de sammle ich die besten europäischen Hörspiele, schreibe ehrliche Reviews, führe Interviews und zeige dir, wo du alles legal hören kannst.

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