
Ein moderner Hörspiel-Neuanfang für Eternia
Mit Masters of the Universe – Im Netz des Bösen gelingt dem Verlag Retrofabrik ein beachtlicher Neustart einer der ikonischsten Marken der 1980er: He-Man and the Masters of the Universe. In Zusammenarbeit mit einem engagierten Kreativteam präsentiert Retrofabrik kein bloßes Retro-Remake der bekannten EUROPA-Hörspielreihe, sondern ein hochwertiges, dramaturgisch ausgereiftes Hörspiel, das moderne Erzähltechnik mit der Magie nostalgischer Heldenmythen vereint. Es ist der Auftakt einer neuen Serie, die Fans und Neulinge gleichermaßen in die mystische Welt von Eternia entführt – mit frischen Stimmen, neuen Ansätzen und einer klaren Vision: Masters of the Universe verdient ein erzählerisches Comeback auf Augenhöhe mit heutigen Produktionen.
Mehr als nur Kindheitserinnerung
Die ursprünglichen Masters-Hörspiele aus den 1980er-Jahren, produziert von EUROPA, prägten eine ganze Generation. Doch sie waren – trotz Charme – oft durch hektische Erzählweise, wiederholende Formulierungen und klischeebehaftete Rollenbilder geprägt. Retrofabrik geht hier einen anderen Weg: Die neuen Hörspiele wollen eine echte Geschichte erzählen, mit Charakterentwicklung, atmosphärischem Sounddesign und einer packenden, kontinuierlich aufgebauten Welt. Diese neue Reihe ist dabei nicht Teil des Mattel-Reboots oder der Netflix-Serien, sondern eigenständig, basiert aber auf Elementen der originalen Lore – insbesondere der deutschen Comic-Hefte von Interpart und den Ehapa-Publikationen. Die Produktion ist damit ein ambitionierter Fan-Service mit professionellem Anspruch.
Der Einstieg ins neue Universum
Die Handlung beginnt mit Unruhe an den Grenzen von Eternia: Immer wieder kommt es zu Übergriffen durch eine unbekannte Gruppierung. Der Herrscher Randor sieht sich gezwungen, seine Truppen zu mobilisieren, doch hinter den Attacken steckt eine dunkle Macht: Hordak, der Schurke aus der Fright-Zone, spinnt ein Netz aus Täuschung, Manipulation und Gewalt. Gemeinsam mit seinen Helfern – darunter die machtgierige Evil-Lyn – sucht er nach einem Weg, Eternia zu unterwerfen.
Er plant, die verzweifelten Bewohner der Außenbezirke Eternias gegen den König aufzuhetzen, indem er ihnen Versprechen macht: Macht, Reichtum, Sicherheit. Und er hat Erfolg – mit seiner Propaganda entfesselt er einen Aufstand, den selbst die tapfersten Krieger nicht mehr einfach eindämmen können.
Inmitten dieses Chaos tritt ein alter Held wieder in Erscheinung: He-Man, der Beschützer Grayskulls, wird erneut zum Schwert greifen müssen. Ihm zur Seite stehen alte Gefährten wie Teela, Man-at-Arms und Orko, aber auch neue Figuren wie Raenius, ein geheimnisvoller Krieger mit unklaren Motiven.
Die Stärke des Hörspiels liegt in seiner dramaturgischen Struktur: Die Handlung wird langsam aufgebaut, Konflikte entfalten sich auf mehreren Ebenen – politisch, moralisch und emotional. Es geht nicht nur um Gut gegen Böse, sondern auch um Loyalität, Manipulation, Ideale und Verlust. Eine überraschend erwachsene und vielschichtige Erzählweise, die der Marke gut zu Gesicht steht.

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Jetzt dem WhatsApp-Kanal beitretenAlte Helden, neue Tiefe
Besonders auffällig ist die Charakterzeichnung. Während He-Man früher oft als eindimensionaler Muskelprotz dargestellt wurde, bekommt er hier eine differenzierte Persönlichkeit. Er zweifelt, ringt mit Entscheidungen und reflektiert seine Rolle im Gefüge von Macht und Verantwortung. Auch Teela erhält mehr Raum, nicht als schmückendes Beiwerk, sondern als eigenständige Kriegerin mit Stimme, Haltung und innerem Konflikt.
Randor wird als Herrscher zwischen Pflicht und Ohnmacht gezeigt, der sieht, wie sein Reich zerbricht, und dennoch nicht von seiner Linie abweichen will. Hordak wiederum ist kein bloßer Bösewicht, sondern ein zynischer Manipulator, dessen Worte beinahe glaubwürdig klingen – eine perfide Stärke, die ihn gefährlicher macht als rohe Gewalt.
Das Ensemble aus Heldinnen und Schurken wird durch neue Figuren ergänzt, die nicht nur Staffage sind, sondern eigene Rollen innerhalb der Geschichte einnehmen. So etwa Raenius, ein erfahrener Kämpfer mit mysteriöser Vergangenheit, oder Faeron, ein Einwohner der aufständischen Gebiete, der sich fragen muss, ob er für das Richtige kämpft.
Technische Umsetzung und Produktion
Das Hörspiel überzeugt durch seine hochwertige Produktion: Vom durchkomponierten Soundtrack über die atmosphärischen Effekte bis hin zur sorgfältigen Soundkulisse wirkt alles auf Kino-Niveau. Die Musik ist orchestral, düster, aber auch episch – sie trägt die Szenen, ohne sie zu überlagern.
Auch die Geräuschkulisse ist aufwendig: Reitgeräusche, Wind, Schlachten, Schritte, Tore, Explosionen – all das wirkt organisch und füllt die Welt mit Leben. Besonders in Szenen wie der Ansprache Hordaks vor den Massen entfaltet sich ein Gefühl von Größe und Dramatik, wie man es von klassischen Fantasy-Filmen kennt.
Die Sprecherinnen und Sprecher leisten durchweg gute Arbeit. Zwar gibt es Kritik daran, dass einige Stimmen – insbesondere von He-Man und Raenius – zu ähnlich klingen, doch insgesamt ist die Performance stark. Evil-Lyns kalte Intrige, Orkos humorvolle Einsprengsel, Randors Würde – all das wird glaubhaft transportiert.
Editionen und Gestaltung
Retrofabrik bietet das Hörspiel in zwei Fassungen an:
- Die Standard-CD im Jewelcase, mit rund 69 Minuten Laufzeit.
- Die Deluxe-Mediabook-Edition, die ein aufwendig gestaltetes Booklet, Artcards, eine Bonus-CD mit fast 80 Minuten exklusivem Zusatzmaterial (Interviews, Making-of, Musiktracks) sowie eine edle Aufmachung enthält.
Besonders das Mediabook wird von Sammlern gelobt. Die Gestaltung erinnert an klassische Fantasy-Illustrationen, das Booklet enthält Informationen zu Hintergründen, Produktion und Konzepten. Hier wird der Hörspielgedanke als ganzheitliches Erlebnis gedacht – visuell, auditiv und emotional.
Einordnung und Bewertung
Im Netz des Bösen ist ein ambitionierter Auftakt. Das Hörspiel schafft es, die klassischen Elemente der MOTU-Welt zu ehren, aber gleichzeitig neue Wege zu gehen. Die Geschichte ist deutlich moderner, die Figuren komplexer und die technische Umsetzung absolut zeitgemäß. Es ist ein klares Signal an Fans: Masters of the Universe ist nicht tot – es lebt, und es kann mehr als nur Retro.
Die Entscheidung, sich an den deutschen Comic-Vorlagen zu orientieren, ist ein cleverer Schachzug. Sie bieten genug Material für eigene Interpretationen, fernab der oft kindlich gehaltenen US-Versionen oder den Netflix-Adaptionen. So entsteht ein eigenes MOTU-Universum, das vertraut wirkt, aber dennoch eigene Akzente setzt.
Fazit
Masters of the Universe – Im Netz des Bösen ist nicht einfach ein Hörspiel, sondern ein Statement. Es beweist, dass Lizenz-Produktionen nicht banal sein müssen – sie können komplex, hochwertig und emotional sein. Retrofabrik zeigt, was möglich ist, wenn man mit Leidenschaft, Respekt und handwerklichem Können an eine Marke herangeht. Die Story ist spannend, die Charaktere glaubwürdig, die Produktion überragend.
Für Fans der alten Hörspiele ist es eine Rückkehr nach Hause – in ein gereiftes, aber vertrautes Eternia. Für neue Hörerinnen und Hörer ist es ein idealer Einstieg in eine Welt voller Magie, Macht und Mythos.
Die Serie verspricht viel – und wenn die folgenden Episoden auf diesem Niveau bleiben, könnte sie zu einem neuen Klassiker werden.
Masters of the Universe – Im Netz des Bösen
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- Label / Verlag: Retrofabrik
- Veröffentlicht:
- Herkunft: Deutschland
Sprecher
- Erzähler – Patrick Messe
- Prinz Adam / He-Man – David M. Schulze
- Teela – Lisa Cardinale
- Man-at-Arms – Achim Buch
- Orko – Matthias Brink
- Hordak – Wolfgang Häntsch
- Evil-Lyn – Maria Koschny
- Skeletor – Johannes Streck
- Zauberin – Kerstin Draeger
- Fisto – Jens Wendland
- Raenius – Tino Kiesling
- Mantenna – Toni Sattler
- Grizzlor – Christian Deutsch
- Leech – Klaus Krückemeyer
- Theydon – Joachim Ziebe
- Marle – Christiane Werk
- Rala – Katharina Krschny
- Mutter – Sarah Diener