
Der Auftakt einer neuen Ära: Van Dusen im 21. Jahrhundert
Mit der ersten Folge Der süße Duft des Todes startet Holysoft seine moderne Interpretation der legendären Denkmaschine Professor Augustus van Dusen. Inspiriert von Jacques Futrelles literarischer Figur, wird der geniale Logiker hier nicht nur neu gedacht, sondern auch in eine zeitgenössische Welt versetzt. Diese Episode markiert dabei nicht nur den Beginn eines neuen Serienuniversums, sondern auch einen erzählerischen Umbruch: weg vom klassisch-linearen Krimi, hin zu einem psychologisch dichten Thriller mit futuristischen Elementen, starker Atmosphäre und hoher Sprecherdichte. Der Hörer wird ohne lange Einführung in eine dichte Handlung geworfen, die vom ersten Moment an mit Spannung, Rätseln und fein austarierten Dialogen überzeugt.
Ein Professor ohne Gedächtnis – die ungewöhnliche Ausgangssituation
Die Folge beginnt mit einem ungewöhnlichen Moment: Der Mann, den man bald als Van Dusen kennen wird, erwacht in einem Krankenhauszimmer – ohne Namen, ohne Gedächtnis, ohne Orientierung. Das klassische Setting eines selbstbewussten Detektivs wird hier radikal aufgebrochen. Van Dusen, die Inkarnation der Vernunft, der kalten Logik, steht vor dem Abgrund seines eigenen Bewusstseins. Dieser Verlust der Erinnerung ist kein bloßer Trick, um Spannung zu erzeugen, sondern ein grundlegendes erzählerisches Motiv: Wie verhält sich ein brillanter Geist, wenn er seine eigene Identität nicht kennt? Und wie kann jemand, der nicht weiß, wer er ist, gleichzeitig so präzise in seinen Beobachtungen und Schlussfolgerungen sein?
Der Kontrast zwischen innerer Leere und äußerer Schärfe wird von Sprecher Uve Teschner exzellent dargestellt. Mit nüchternem Ton, aber immer wieder aufblitzender Verwunderung über sich selbst, erschafft er eine Figur, die zugleich verletzlich und übermenschlich wirkt. Die Atmosphäre im Krankenhaus – sterile Geräusche, gedämpfte Stimmen, das unheimliche Gefühl von Überwachung – zieht den Hörer unmittelbar hinein in diese Situation zwischen Realität und Wahnsinn.
Der Mord – und die Rückkehr der Denkmaschine
Kaum hat sich der verwirrte Mann halbwegs orientiert, wird er Zeuge eines Mordes, der direkt vor dem Fenster seines Zimmers geschieht. Der süße Duft des Todes ist nicht nur metaphorisch zu verstehen, sondern wird auch inhaltlich aufgegriffen: Ein Parfüm, ein seltsamer Geruch, der im Zusammenhang mit dem Verbrechen steht, bildet den ersten Hinweis in einem undurchsichtigen Netz aus Indizien.
Mit dem Mordfall beginnt Van Dusen – der seinen Namen zu diesem Zeitpunkt noch nicht kennt – langsam, seine Fähigkeiten wiederzuentdecken. Er analysiert, beobachtet, stellt Fragen. Dabei offenbart sich dem Hörer ein Detektiv alter Schule im neuen Gewand. Der Mann, der die Logik zur Waffe macht, entlarvt Widersprüche in Aussagen, erkennt Zusammenhänge, wo andere nur Chaos sehen. Es ist faszinierend, wie der Hörspieltext und das Schauspiel von Teschner diesen Wiedererwachungsprozess inszenieren: Jeder neue Gedanke, jede gelungene Schlussfolgerung ist wie ein kleines Stück Erinnerung, das zurückkehrt.
Hannah Hatch – Herz und Anker der Serie
An der Seite von Van Dusen steht Hannah Josephine Hatch, gesprochen von Manja Doering. Sie wird schnell zur wichtigsten Bezugsperson des Professors und fungiert als emotionale Gegenspielerin zur kühlen Rationalität Van Dusens. Hatch ist resolut, klug und mitfühlend – aber auch pragmatisch. Sie glaubt nicht einfach alles, was Van Dusen behauptet, und liefert dem Hörer damit eine wichtige Identifikationsfigur.
Zwischen den beiden entsteht bereits in dieser ersten Folge eine subtile Dynamik: keine romantische Spannung, sondern eine wechselseitige Ergänzung. Während Van Dusen analysiert, beobachtet und strukturiert, sorgt Hatch für menschliche Wärme, Fragen nach dem Warum statt nur dem Wie. Ihre Dialoge mit dem Professor gehören zu den stärksten Momenten der Folge, weil sie gleichermaßen humorvoll, kritisch und tiefgründig sind.

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Nichts für schwache Nerven!Verdächtige, Spuren und falsche Fährten
Der Mord, der Van Dusen in Bewegung setzt, entpuppt sich schnell als Teil eines größeren Puzzles. Es gibt mehrere Verdächtige: ein Geschäftsmann mit dunkler Vergangenheit, eine mysteriöse Frau mit Verbindung zum Opfer, ein Fahrer, der mehr weiß, als er zugibt. Die Erzählung verläuft jedoch nicht im klassischen Whodunit-Stil mit festen Phasen, sondern eher assoziativ: Van Dusen hangelt sich von Hinweis zu Hinweis, oft geleitet durch Gerüche, Stimmen oder kleine Widersprüche.
Die zentrale Rolle spielt dabei – wie der Titel andeutet – der Geruchssinn. Ein bestimmtes Parfüm, das süßlich und schwer beschrieben wird, taucht immer wieder in unterschiedlichen Kontexten auf. Der Hörer wird eingeladen, mitzurätseln, Zusammenhänge zu erkennen und Hypothesen zu entwickeln. Die Folge endet zwar mit einer Auflösung des Falles, doch bleiben viele Fragen offen – vor allem jene, die Van Dusens Vergangenheit betreffen.
Klangkulisse und technisches Niveau
Die technische Umsetzung ist – wie von Holysoft gewohnt – auf höchstem Niveau. Das Sounddesign von Eugen Schott erschafft eine plastische Welt aus Klang: Türen knarren realistisch, Straßenlärm bleibt im Hintergrund, Stimmen sind sauber abgemischt. Besonders die Passagen mit inneren Monologen Van Dusens profitieren von einer klugen akustischen Gestaltung: Ein leichter Hall, ein verhaltener Nachklang, der seine Isolation betont.
Die Musik hält sich meist zurück, kommt aber in entscheidenden Momenten zum Einsatz – etwa bei Erkenntnissen oder überraschenden Wendungen. Sie verstärkt die Spannung, ohne je aufdringlich zu wirken.
Auch die Nebenrollen sind exzellent besetzt: Sascha Draeger, Sven Brieger, Bettina Weiß und andere liefern prägnante Figuren, die trotz kurzer Auftritte in Erinnerung bleiben. Die Regie von Dirk Jürgensen schafft es, die verschiedenen Stimmen, Stimmungen und Handlungsstränge zu einem runden Ganzen zu formen.
Ein gelungener Serienauftakt mit viel Potenzial
Der süße Duft des Todes ist mehr als nur die erste Folge einer neuen Hörspielserie. Es ist der Beginn eines Erzähluniversums, das sowohl Krimifans als auch Freunde psychologischer Spannung begeistert. Die Kombination aus klassischen Detektivmotiven, moderner Inszenierung und tiefgründigen Figuren verleiht der Episode ein hohes Maß an Eigenständigkeit.
Van Dusen wird nicht einfach als Held dargestellt, sondern als Suchender – nach Wahrheit, nach sich selbst, nach einem Platz in dieser Welt. Das macht ihn nahbar, interessant und emotional nachvollziehbar. Gleichzeitig bleibt sein Verstand scharf wie ein Skalpell, was den Reiz seiner Ermittlungen ausmacht.
Wer Krimis mag, die mehr sind als bloße Falllösungen, wer intelligente Dialoge, dichte Atmosphäre und hochwertige Produktion schätzt, wird mit dieser ersten Folge voll auf seine Kosten kommen. Und vor allem: Er wird weiterhören wollen. Denn Van Dusens Geschichte hat gerade erst begonnen.
Van Dusen – Der süße Duft des Todes
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- Label / Verlag: Holysoft
- Veröffentlicht:
- Genre: Krimi
- Herkunft: Deutschland
Produktion
- Produktion: David Holy
- Skript: Marc Freund
- Regie: Dirk Jürgensen
- Sounddesign: Eugen Schott
- Coverzeichnung: Stefan Sombetzki
- Dialogschnitt: Sascha Panevin
Sprecher
- Augustus van Dusen – Uve Teschner
- Hannah Josephine Hatch – Manja Doering
- Joshua T. Bishop – Sven Brieger
- Leon Armstrong – Sascha Draeger
- Sienna Armstrong – Bettina Weiß
- Max Welch – Kaspar Eichel
- Eddie Khan – Frank Keiler
- Gloria Fitzer – Marianne Groß
- Dr. William Thorndyke – Gordon Piedesack
- Isaac Curtis – Gunnar Bergmann
- Muller – Ingo Abel
