Neon-Gruselserie – Das Weltraum-Monster

Science-Fiction trifft klassischen Grusel

Mit Folge 18, Das Weltraum-Monster, schloss die legendäre Neon-Gruselserie von EUROPA im Jahr 1982 ihre ursprüngliche Veröffentlichungsreihe ab. Geschrieben von H. G. Francis und inszeniert von Heikedine Körting, wagte sich die Serie hier erstmals in den Bereich des Science-Fiction-Horrors und ließ klassische Gruselelemente mit einem Szenario im Weltall verschmelzen. Herausgekommen ist ein Hörspiel, das bis heute polarisiert: Für die einen ist es ein atmosphärisch dichter Meilenstein, für andere eine überdrehte Hommage an Ridley Scotts Alien – auf Hörspielbasis.

Horror an Bord der Drakon

Die Handlung beginnt an Bord des Forschungsschiffs Drakon, das nach einer Expedition vom Planeten Paradise zur Erde zurückkehrt. Die Stimmung unter den Besatzungsmitgliedern ist gelöst. Man war erfolgreich und freut sich auf die Rückkehr. Doch die Atmosphäre kippt schnell, als merkwürdige Geräusche und ungewöhnliche Ereignisse auftreten. Es dauert nicht lange, bis klar wird: Die Besatzung ist nicht allein an Bord. Ein außerirdisches Wesen hat sich während der Landung auf Paradise unbemerkt auf das Schiff geschlichen.

Anfangs bleibt das Wesen unsichtbar – lediglich seltsame Geräusche und das Verschwinden von Besatzungsmitgliedern deuten auf seine Anwesenheit hin. Die restliche Crew, zunehmend verängstigt, versucht, dem Wesen auf die Spur zu kommen und einen Plan zur Verteidigung zu entwickeln. Doch der Feind ist nicht nur stark und tödlich, sondern auch unberechenbar.

Die Besatzung setzt schließlich ihren letzten Trumpf ein: einen experimentellen Kampfroboter mit dem Namen Sulky. Der Roboter, programmiert für gefährliche Situationen, bringt eine ungewöhnliche Portion Persönlichkeit mit sich. Mit seiner schnoddrigen Art und seiner eher deutschen Form von Humor wirkt er beinahe fehl am Platz im Szenario tödlicher Bedrohung – und dennoch bringt er frischen Wind in die dramatische Geschichte. Sulky kann dem Wesen jedoch nur bedingt etwas entgegensetzen, sodass der Überlebenskampf weitergeht. Die Geschichte entwickelt sich in Richtung eines düsteren Kammerspiels, bei dem man nie weiß, wer als Nächstes sterben wird.

Eine Besetzung mit Kultstatus

Die Besetzung von Das Weltraum-Monster ist hochkarätig und ein echtes Highlight der Folge. Günther Ungeheuer fungiert als Erzähler und bringt mit seiner markanten Stimme eine bedrohliche Atmosphäre in die Erzählung. Hans Timmermann spricht den Commander Hamilton Meredith, der als rationaler, aber zunehmend überforderter Führungsoffizier agiert. Rebecca Völz übernimmt die Rolle der Kosmo-Biologin Helen Traker, während Judy Winter als Eleonore Maine eine Mischung aus Intelligenz und Verletzlichkeit verkörpert.

Horst Naumann hat eine Doppelrolle inne: Er spricht sowohl den Kosmo-Psychologen Pablo Duval als auch den Roboter Sulky – eine Leistung, die er mit Bravour meistert, denn die beiden Figuren könnten unterschiedlicher kaum sein. Weitere wichtige Rollen übernehmen Brigitte Kollecker als Physikerin Jeanne Gironde, Wolfgang Völz als Navigator Carl Malon, Horst Stark als Chef-Ingenieur Bobby Fitzgerald sowie Michael Harck als Erster Offizier Karl Meisinger.

Sounddesign und Musik: Eine dichte Klangkulisse

Die klangliche Umsetzung des Hörspiels ist durchweg stimmig. Das Sounddesign orientiert sich stark an Science-Fiction-Filmen der 70er und 80er Jahre. Metallische Türgeräusche, piepende Computer, unheimliche Luftzirkulationen – all das erzeugt eine klaustrophobische Stimmung, die den Hörer tief in das Geschehen hineinzieht. Die Musik stammt ursprünglich von Carsten Bohn und wurde später in Teilen ersetzt. Besonders die Erstauflage auf MC enthält noch Bohns atmosphärische Klangteppiche, die der Produktion zusätzliche Tiefe verleihen.

Auch die Sprachaufnahmen sind hervorragend abgemischt: Schreie, Echogeräusche und verzerrte Lautsprecheransagen sorgen für die nötige Immersion. Erwähnenswert ist auch die Geräuschkulisse des Monsters, das nie vollständig beschrieben wird. Man hört es schnaufen, fauchen, schleifen – gerade durch diese akustische Andeutung bleibt es als ständige Bedrohung im Raum und wirkt umso unheimlicher.

Genre und Einflüsse: Zwischen Grusel und Science-Fiction

Inhaltlich erinnert Das Weltraum-Monster stark an den Filmklassiker Alien von Ridley Scott. Die Parallelen sind unverkennbar: ein Raumschiff, das nach einer Erkundungsmission mit einem fremden Wesen zurückkehrt; ein sich steigernder Überlebenskampf in engen Gängen; das Misstrauen unter den Crewmitgliedern. Doch anders als im Film setzt das Hörspiel auf eine etwas trashigere, hörspieltypisch überzogene Inszenierung. Der Roboter Sulky, der fast schon comicartige Züge hat, durchbricht an manchen Stellen die düstere Stimmung und wirkt wie eine ironische Brechung des Genres. Das mag nicht jedem gefallen, ist aber typisch für die Hörspielkultur jener Zeit – und zeigt, dass auch im Gruselgenre Platz für eine Prise Selbstironie war.

Kritik und Rezeption: Ein umstrittenes Finale

Die Reaktionen auf Das Weltraum-Monster fielen in Fankreisen sehr unterschiedlich aus. Manche lobten die ungewöhnliche Story und die dichte Atmosphäre, andere bemängelten den augenzwinkernden Tonfall oder die vermeintliche Ähnlichkeit zu bekannten Filmen. Auch der Fakt, dass die Serie mit dieser Folge endete, wurde von einigen kritisch gesehen. Während viele sich ein klassisches Gruselszenario mit Geistern oder Dämonen gewünscht hätten, überraschte die letzte Folge mit einer Science-Fiction-Handlung – eine mutige Entscheidung, die aber auch polarisierte.

Heute gilt Das Weltraum-Monster als Kultklassiker unter Hörspielfans. Die Folge wurde mehrfach neu aufgelegt – zunächst als MC, später als CD und als digitale Download-Version. Dabei wurde die Musik teilweise ausgetauscht, was bei eingefleischten Fans auf gemischte Reaktionen stieß. Die ursprüngliche Erstauflage mit der klassischen Neon-Gruselserien-Optik und dem Originalsound ist heute ein begehrtes Sammlerstück.

Späte Fortsetzung: Dreamland Grusel greift auf

Besonders interessant: Die Handlung wurde viele Jahre später in der Reihe Dreamland Grusel in der Folge Die Weltraummonster indirekt fortgesetzt. Dort begibt sich das Raumschiff Confidence auf eine Rettungsmission zur verschollenen Drakon – ein klarer Verweis auf die Ereignisse aus Das Weltraum-Monster. Für viele Fans war dies ein nostalgisches Wiedersehen mit einem der rätselhaftesten und offensten Hörspielenden der 1980er Jahre.

Ein mutiger Schritt in neue Sphären

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Das Weltraum-Monster ein würdiger, wenn auch unkonventioneller Abschluss der Neon-Gruselserie ist. Es kombiniert klassische Horror-Elemente mit Science-Fiction und schafft es dabei, eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Durch das starke Sprecherensemble, die hervorragende Soundkulisse und die spannende Handlung bleibt die Folge in Erinnerung – selbst wenn nicht jeder mit dem Genrewechsel glücklich war. Wer offen ist für ein Hörspiel, das sowohl Spannung als auch Retro-Charme bietet, wird an Das Weltraum-Monster seine Freude haben.

Neon-Gruselserie – Das Weltraum-Monster

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Produktion

  • Buch:
  • Regie: Heikedine Körting
  • Musik und Effekte: Bert Brac
  • Künstlerische Gesamtleitung: Dr. Beurmann

Sprecher

  • Roboter Sulky Frank Doermer
  • Karl Meisinger Michael Harck
  • Jeanne Gironde Brigitte Kollecker
  • Pablo Duval Horst Naumann
  • Bobby Fitzgerald Horst Stark
  • Hamilton Meredith Hans Timmermann
  • Erzähler Günther Ungeheuer
  • Helen Traker Rebecca Völz
  • Carl Malon Wolfgang Völz
  • Eleonore Maine Judy Winter

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