
Gruselwanderung im Schatten des Vollmonds
Die Groschengrusel-Reihe von Holysoft ist eine moderne Hommage an die Ära der klassischen Kioskgruselhefte der 70er- und 80er-Jahre. Schon die Covergestaltung, die atmosphärischen Titel und die bewusst pulpige Dramaturgie knüpfen an eine Zeit an, in der Horrorgeschichten noch wöchentlich im Taschenheft für Nervenkitzel sorgten. Gleichzeitig bringt Holysoft diese Form von Unterhaltung ins 21. Jahrhundert: mit exzellenter Tontechnik, professionellen Sprecherinnen und Sprechern und einem dramaturgischen Anspruch, der sich an modernen Serien orientiert.
Nach Fear Town, Rattenschatten und Blutige Pyjamaparty folgt mit Wolfsmond die vierte Episode. Schon der Titel weckt klare Assoziationen: Vollmond, Legenden, Heulen aus der Ferne. Und tatsächlich ist es genau dieses Spannungsfeld aus Grusel-Atmosphäre, Mythen und einer Gruppe jugendlicher Figuren, die in eine Ausnahmesituation geraten, das den Kern dieser Folge ausmacht.
Die Handlung
Eine Gruppe von Freundinnen und Freunden – darunter Noel und Jake – nimmt an einer Gruselwanderung bei Vollmond teil. Der Plan: Nervenkitzel, ein bisschen Schauerstimmung, eine Mutprobe, die niemand ernsthaft gefährlich einschätzt. Ziel ist eine alte, unheimliche Ruine, die mitten im Wald liegt und seit jeher Stoff für düstere Geschichten bietet.
Doch schon früh kippt die Stimmung. Einer der Teilnehmer verschwindet spurlos. Erst denken die übrigen, es handele sich um eine inszenierte Überraschung – schließlich gehört es zum Konzept einer solchen Gruselwanderung, Angst und Unsicherheit zu erzeugen. Doch als sich die Situation zuspitzt, keimt der Verdacht: Das ist kein Spiel.
Die Legende, die über diesem Ort liegt, erzählt von einer Werwolf-Meute, die in längst vergangenen Zeiten grausam gewütet haben soll. Was als harmloser Nervenkitzel begann, entwickelt sich zu nacktem Horror. Als unheimliches Heulen durch die Wälder schallt, wird den Figuren klar, dass sie einer unberechenbaren Gefahr ausgeliefert sind.
Die Nacht zieht sich, das Morgengrauen scheint noch unendlich weit entfernt, und die zentrale Frage lautet: Wer wird überleben?
Die Handlung entwickelt sich geradlinig und konsequent, ohne sich in unnötig verschachtelten Wendungen zu verlieren. Das Hörspiel setzt seinen Schwerpunkt klar auf Atmosphäre, Angst und Bedrohung, wodurch eine intensive Gruselstimmung entsteht. Gerade diese Konzentration auf Stimmung statt Komplexität macht den Reiz aus – und Holysoft gelingt es eindrucksvoll, diesen Kern klassischer Schauererzählungen in Wolfsmond neu zu beleben.

📱 WhatsApp-Kanal
Immer auf dem Laufenden – direkt in deinem WhatsApp! Erhalte exklusive Hörspiel-Tipps, Neuerscheinungen, Hintergrundinfos und Highlights, bevor sie alle anderen sehen.
Jetzt dem WhatsApp-Kanal beitretenFiguren und Sprecher
Die Wirkung von Wolfsmond lebt nicht allein von seiner Handlung und der bedrohlichen Atmosphäre, sondern in besonderem Maße von den Figuren, die durch ihre Stimmen Gestalt annehmen. Jede Rolle ist sorgfältig besetzt, und die Sprecherinnen und Sprecher tragen entscheidend dazu bei, dass die Geschichte greifbar und emotional wird.
Im Mittelpunkt stehen Noel und Jake, zwei Freunde, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Noel, gesprochen von Marco Rosenberg, verkörpert den eher zurückhaltenden, nachdenklichen Typ, der inmitten der gefährlichen Situation lernen muss, Verantwortung zu übernehmen. Rosenberg verleiht ihm eine glaubwürdige Mischung aus Unsicherheit und Mut, was ihn zu einer Figur macht, mit der sich das Publikum identifizieren kann. An seiner Seite agiert Jake, gespielt von Jan Langer, der als Draufgänger und Anführer auftritt. Langer bringt in seiner Stimme die jugendliche Selbstsicherheit zum Ausdruck, die im Verlauf der Geschichte brüchig wird, je mehr sich die vermeintliche Mutprobe in ein tödliches Spiel verwandelt.
Mit Kendra, gesprochen von Rieke Werner, betritt eine Figur die Bühne, die durch Ruhe und Klarheit auffällt. Sie wirkt wie ein Gegenpol zu den hitzigeren Charakteren und bringt eine Stimme der Vernunft in die Gruppe ein. Dagmar Bittner als Juliette hingegen zeigt eine emotionale und lebhafte Seite, deren Reaktionen oft impulsiv sind und dadurch die Gruppendynamik zusätzlich in Bewegung halten. Klaus-Peter Grap als Carl bringt eine Stimme mit, die sowohl Autorität als auch Bedrohlichkeit ausstrahlt. Er steht für die dunklere, ernstere Seite der Handlung und verleiht ihr zusätzliche Schwere.
Doch nicht nur die Hauptfiguren prägen das Geschehen. Auch die Nebenrollen sind markant besetzt und tragen dazu bei, die Welt von Wolfsmond dichter und facettenreicher wirken zu lassen. Marion Musiol als Melinda, Stefan Krause als Matt, Mark Bremer als Ross oder János Jung als Otis sind Beispiele für Figuren, die vielleicht nicht ständig im Vordergrund stehen, aber das Ensemble abrunden und der Geschichte Tiefe verleihen. Ergänzt wird das durch weitere Stimmen wie Sven Brieger, Peter Thimm, Patrick Roche, Michael Bideller, Fabian Kluckert und Ozan Ünal, die den kleineren, aber wichtigen Rollen Präsenz verleihen und gleichzeitig das Gefühl einer realen, lebendigen Welt erzeugen.
Eine besondere Stellung nimmt die Erzählerin ein, gesprochen von Angelika Osusko. Ihre Stimme rahmt die Handlung ein, führt die Hörer durch die Ereignisse und schafft die Verbindung zwischen dem Grauen der Nacht und der Legende, die über allem schwebt. Mit einer Mischung aus Vertrautheit und unheilvoller Distanz verstärkt sie die Atmosphäre und sorgt dafür, dass die Geschichte den typischen Charakter einer Schauermär annimmt, die weit über das Geschehen einzelner Figuren hinausreicht.
Das Zusammenspiel all dieser Stimmen macht Wolfsmond zu einem intensiven Erlebnis. Die Figuren sind klar voneinander abgegrenzt, sodass man jederzeit weiß, wer spricht und welche Haltung er oder sie einnimmt. Gleichzeitig verschmelzen sie im dramatischen Höhepunkt der Handlung zu einer Gruppe, deren Ängste, Hoffnungen und Konflikte die Spannung noch weiter steigern. Holysoft gelingt es hier, aus bekannten Stimmen und neuen Akzenten ein Ensemble zu formen, das sowohl erfahrene Hörspielfans als auch Neueinsteiger sofort fesselt.
Produktion
Die Entstehung von Wolfsmond zeigt erneut, wie viel Wert Holysoft auf eine hochwertige und zugleich atmosphärische Umsetzung legt. Verantwortlich für das Drehbuch war Markus Duschek, der bereits bei anderen Projekten des Labels sein Gespür für spannende, kompakte Geschichten unter Beweis gestellt hat. Seine Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass er eine einfache Ausgangssituation – in diesem Fall eine nächtliche Gruselwanderung – in eine sich stetig verdichtende Bedrohung verwandelt. Duschek versteht es, klassische Motive wie den Werwolf in einen modernen Kontext einzubetten, ohne den Respekt vor der Tradition zu verlieren. Die Dialoge sind so geschrieben, dass sie den Figuren eine glaubwürdige Stimme geben und gleichzeitig das Tempo der Handlung vorantreiben.
Die Regie lag bei Dirk Jürgensen, der mit sicherer Hand das gesamte Ensemble anleitete und dafür sorgte, dass jede Rolle ihren Platz im Gesamtgefüge fand. Besonders auffällig ist die Natürlichkeit der Gruppendialoge. Szenen, in denen mehrere Figuren gleichzeitig sprechen, wirken nicht gestellt oder künstlich, sondern entwickeln eine Dynamik, wie man sie aus echten Gesprächen kennt. Jürgensen hat ein gutes Gespür für Rhythmus und Timing, wodurch die Spannung stetig anwächst, ohne jemals ins Stocken zu geraten.
Ein ganz wesentlicher Bestandteil der Produktion war das Sounddesign und der Schnitt, für die Walter Till verantwortlich zeichnete. Hier zeigt sich das hohe Niveau, das Holysoft mittlerweile zum Markenzeichen geworden ist. Till nutzt eine Vielzahl von Klangebenen, um eine dichte akustische Atmosphäre zu erschaffen. Das Knacken von Ästen, das entfernte Heulen, das Rauschen des Windes oder das Echo in den Mauern der Ruine wirken so realistisch, dass der Hörer das Gefühl hat, selbst mitten im Geschehen zu stehen. Gleichzeitig bleibt der Schnitt stets transparent, die Dialoge sind klar verständlich, und die Balance zwischen Sprache, Musik und Geräusch ist perfekt austariert.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Auswahl der Sprecherinnen und Sprecher, die sowohl aus bekannten Stimmen der Hörspiel- und Synchronlandschaft als auch aus frischen, unverbrauchten Stimmen besteht. Diese Mischung sorgt für Authentizität und verleiht dem Hörspiel eine jugendliche Frische, ohne dabei die notwendige Ernsthaftigkeit zu verlieren. Besonders hervorzuheben ist auch die Leistung der Erzählerin Angelika Osusko, die mit ihrer Stimme den roten Faden durch die Handlung zieht und das Geschehen mit einem fast märchenhaften, zugleich aber bedrohlichen Ton unterlegt.
Nicht zuletzt trägt die Musik entscheidend zur Gesamtwirkung bei. Sie ist sparsam eingesetzt, stets stimmungsvoll und fügt sich organisch in die Szenen ein. Anstatt vordergründige Melodien zu liefern, arbeitet sie eher mit atmosphärischen Flächen, dunklen Akkorden und subtilen Crescendi, die die Spannung verstärken, ohne den Hörer zu überfrachten. Diese Zurückhaltung zeigt, wie sehr die Produktion auf Immersion bedacht ist: Das Ziel ist nicht, die Geschichte mit Effekten zu überladen, sondern eine glaubwürdige, unheimliche Klangwelt zu schaffen.
Alles in allem ist Wolfsmond ein Musterbeispiel dafür, wie sorgfältig Holysoft seine Produktionen anlegt. Von der ersten Skriptidee über die präzise Regie bis hin zum detailreichen Sounddesign greift hier jedes Element ineinander. Das Ergebnis ist ein Hörspiel, das nicht nur technisch überzeugt, sondern vor allem emotional packt und den Hörer eine Stunde lang in eine Welt entführt, in der der Vollmond, alte Legenden und das unheimliche Heulen im Wald die Grenzen zwischen Realität und Mythos verschwimmen lassen.
Sounddesign und Musik
Der Soundtrack von Wolfsmond arbeitet mit subtilen Mitteln: tiefe Streicher, sphärische Synthflächen, leise Percussion. Die Musik bleibt stets dienlich zur Atmosphäre und drängt sich nie in den Vordergrund.
Das Sounddesign dagegen ist omnipräsent: Waldgeräusche, Wind, das Knacken von Holz und das unvermeidliche Heulen sorgen für Gänsehaut. Besonders wirkungsvoll sind die plötzlichen Lautstärkeschwankungen, die überraschenden Stille-Passagen und das bedrohliche Raunen im Hintergrund.

📱 Bluesky-Kanal
Updates, Neuerscheinungen und exklusive Hörspiel-Tipps – direkt auf Bluesky. Kurz, präzise und ohne Umwege auf deinem Feed.
Jetzt dem Bluesky-Kanal folgenThemen und Motive

Wolfsmond greift auf die uralten Erzähltraditionen des Werwolf-Mythos zurück, doch das Hörspiel belässt es nicht bei einer bloßen Nacherzählung bekannter Klischees. Stattdessen werden Themen wie Angst, Legendenbildung und die fragile Dynamik innerhalb einer Gruppe in den Mittelpunkt gerückt. Die Geschichte zeigt, wie aus einer zunächst harmlosen Unternehmung unter Freunden ein existenzieller Albtraum wird. Die anfängliche Unbeschwertheit weicht Schritt für Schritt einer Stimmung, in der jede Bewegung im Dunkeln, jedes entfernte Geräusch und jedes Heulen zur Bedrohung wird. Damit steht Wolfsmond exemplarisch für die Idee, dass es nicht nur das Übernatürliche ist, das Furcht einflößt, sondern ebenso das, was Menschen in Momenten der Unsicherheit und Gefahr miteinander und gegeneinander tun.
Ein zentrales Motiv ist die Macht der Legenden. Die Erzählung spielt bewusst damit, dass die Figuren nicht wissen, ob sie es mit realen Bedrohungen oder mit den Auswüchsen ihrer eigenen Angst zu tun haben. Geschichten über Werwolf-Meuten, die seit Jahrhunderten ihr Unwesen treiben sollen, schweben wie ein Schatten über den Ereignissen. Diese Legenden wirken dabei wie eine selbst erfüllende Prophezeiung: je mehr die Figuren an sie glauben, desto realer scheinen sie zu werden. Damit spiegelt das Hörspiel, wie tief Mythen und Sagen in das kollektive Bewusstsein eingreifen können und wie sie das Verhalten von Menschen prägen.
Gleichzeitig thematisiert Wolfsmond die fragile Natur von Vertrauen. In einer Situation, in der Panik überhandnimmt, geraten selbst enge Freundschaften ins Wanken. Misstrauen, Angst und Überlebensinstinkt lassen die Figuren Entscheidungen treffen, die sie unter normalen Umständen nie in Betracht gezogen hätten. Diese Dynamik ist ein wiederkehrendes Element im Horror-Genre und verdeutlicht, dass die eigentliche Gefahr oft nicht nur von außen kommt, sondern im Inneren einer Gemeinschaft keimt.
Ein weiteres Motiv ist die Konfrontation mit der Natur. Der Wald, die Dunkelheit, die alte Ruine – sie sind nicht bloß Kulisse, sondern werden zu aktiven Gegenspielern. Der nächtliche Wald wirkt wie ein lebendiges Wesen, das die Gruppe umschließt und sie an der Flucht hindert. Die Dunkelheit nimmt den Figuren nicht nur die Sicht, sondern auch die Sicherheit, die sie im Alltag gewohnt sind. Der Mensch ist in diesem Szenario auf sich selbst zurückgeworfen, weit entfernt von jeder gewohnten Zivilisation, und genau in dieser Abgeschiedenheit entfaltet der Schrecken seine volle Kraft.
Schließlich spiegelt Wolfsmond auch ein klassisches Coming-of-Age-Motiv. Für die jugendlichen Figuren bedeutet die Nacht nicht nur einen Kampf ums Überleben, sondern auch eine Konfrontation mit ihrer eigenen Reife und Verantwortung. Der Übergang von spielerischer Abenteuerlust zu bitterem Ernst markiert einen Wendepunkt in ihrer Entwicklung. Damit knüpft die Geschichte an die Tradition des Schauerromans an, in dem das Erwachsenwerden häufig durch die Begegnung mit dem Übernatürlichen oder dem Unerklärlichen symbolisiert wird.
Alles in allem zeigt Wolfsmond, wie effektiv klassische Gruselthemen in ein modernes Hörspiel übertragen werden können. Die Bedrohung ist vielschichtig: Sie liegt in alten Legenden, in der Dunkelheit des Waldes, im Heulen der Bestien und im Zerfall von Vertrauen. Holysoft gelingt es, diese Motive nicht isoliert nebeneinander zu stellen, sondern sie miteinander zu verweben und so ein dichtes Netz aus Angst, Spannung und Symbolik zu schaffen, das den Hörer bis zum Schluss in seinen Bann zieht.
Fazit
Mit Wolfsmond präsentiert Holysoft ein Gruselhörspiel, das sich ganz der Atmosphäre verschreibt. Statt auf komplizierte Wendungen setzt es auf Stimmung, Legenden und Gänsehaut. Damit reiht sich die Folge stimmig in die Groschengrusel-Serie ein, die bewusst mit den Traditionen der Kiosk-Horrorhefte spielt.
Wer sich auf die Reise einlässt, erlebt eine Stunde voller Dunkelheit, Unsicherheit und akustischem Grauen – ein klassischer Horrortrip für Fans von Werwolf-Legenden und gruselige Nächte.
Groschengrusel – Wolfsmond
* Affiliate-Link: Wenn du über diesen Link einkaufst, erhalten wir eine kleine Provision. Für dich ändert sich nichts am Preis.
- Label / Verlag: Holysoft
- Veröffentlicht:
- Genre: Horror / Grusel
- Herkunft: Deutschland
Produktion
- Produktion: David Holy
- Skript: Markus Duschek
- Regie: Dirk Jürgensen
- Sounddesign: Walter Till
- Dialogschnitt: Walter Till
Sprecher
- Erzählerin – Angelika Osusko
- Noel – Marco Rosenberg
- Jake – Jan Langer
- Kendra – Rieke Werner
- Juliette – Dagmar Bittner
- Carl – Klaus-Peter Grap
- Melinda – Marion Musiol
- Matt – Stefan Krause
- Ross – Mark Bremer
- Otis – János Jung
- Dad – Sven Brieger
- Adjutant – Peter Thimm
- Räuber – Patrick Roche
- Priester – Michael Bideller
- Söldner 1 – Fabian Kluckert
- Söldner 2 – Ozan Ünal