Frank Hammerschmidt

Frank Hammerschmidt ist ein erfahrener Hörspielautor, dessen Arbeiten besonders im Bereich Horror, Mystery und Thriller aufhorchen lassen. Vielen Hörerinnen und Hörern ist er durch seine Beteiligung an den Tales-Reihen von Contendo Media ein Begriff. In seinen Geschichten verbindet er atmosphärische Spannung mit psychologischem Tiefgang – und trägt damit maßgeblich zur Vielfalt der deutschsprachigen Hörspielszene bei.

Im folgenden Interview gibt Frank Hammerschmidt Einblicke in seinen kreativen Prozess, seine Erfahrungen in der Branche und seine persönliche Sicht auf das Medium Hörspiel.

Wie kamst du ursprünglich zum Schreiben von Hörspielen?

So um 2009 habe ich morgens zusätzlich immer noch Zeitungen ausgetragen und hörte dabei immer Hörspiele, u. A. auch vom Hörspielprojekt. Dort hatte ich mich gerade angemeldet und es wurde zu der Zeit ein Wettbewerb zum Thema Krimi ausgeschrieben. So machte ich ein 15 Minuten Hörspiel, Sinatra Blues. Gelungen war es leider nicht unbedingt und nach ein paar weiteren Versuchen gab ich das Cutten auf, aber ich schrieb eben weiter meine Geschichten. Einige Jahre zuvor hatte ich einige Kurzgeschichten geschrieben, die in den John Sinclair Romanen als Lesergeschichte der Woche veröffentlicht worden waren. Die liebe Oda Plein von den Mindcrusher Studios bestärkte mich darin, eine Geschichte als Hörspielskript umzuwandeln. Dadurch wurde fast zeitgleich zu Sinatra-Blues auch das Mayfield-Pensionat fertig, bei dem sie selbst den Cut übernahm und ihre zwei Töchter zwei der Rollen. Mir gefiel es gut und somit wurde mein Hobby, Skripte zu schreiben immer größer. Im Jahre 2018 wagte ich dann den Schritt und schickte eine Geschichte ein, zunächst zu Dreamland, dann zu Contendo und der Audionarchie. Christoph Piasecki von Contendo schlug zu, veröffentlichte aber zunächst andere Geschichten von mir, die ich für die Insel-Krimis und die Midnight Tales geschrieben hatte. In diesem Jahr erschien dann schließlich doch noch mein Erstling Kroatisches Grauen.

Erinnerst du dich an dein erstes selbst geschriebenes Hörspiel oder deine erste Geschichte?

Ups, habe ich ja schon vorweggenommen. Mein erstes war Sinatra-Blues, eine Krimi-Geschichte, die im August 2010 als Hörspiel veröffentlicht wurde. Meine Cutterfähigkeiten konnte man kaum so nennen, aber wer sich traut, kann es auf meinem YouTube Kanal nachhören.



Welche Rolle spielen Hörspiele für dich persönlich – als Medium und als Ausdrucksform?

In einem Hörspiel kann man ähnlich wie bei einem Roman der Phantasie freien Lauf lassen. Man kann also seine Geschichten leicht auf fremden Welten spielen lassen, fortschrittliche Technologie einbauen, die grässlichsten Monster, die für den Hörer auch ohne CGI oder Puppeteers perfekt funktionieren, entstehen lassen. Das ist der große Vorteil gegenüber dem Film. Das hat mich schon als Kind begeistert, als ich noch Donald Duck Taschenbücher mit verstellter Stimme, Geräuschen und eingespielter Musik von Platte aufgenommen habe. Also Hörspiele haben für mich schon immer eine große Rolle gespielt.

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Was inspiriert dich am meisten beim Schreiben – reale Ereignisse, Literatur, Filme oder Musik?

Oft sind es Alltagsgegenstände. Mir ist einmal beim nächtlichen Zeitungsaustragen eine schöne kleine Sitzbank aufgefallen. Da habe ich dann überlegt, was sich auf dieser Bank schon alles abgespielt haben könnte. Daraus wurde dann mein Hörspiel Scary Stories 5: Die Blutbank von Guisborough. Die Geschichte aus Insel-Krimi 15: Tödliches Langeoog war zum großen Teil wahr und hat zwar nicht an der Nordsee, aber an der Ostsee stattgefunden. Nur Details wie den Schweinekopf habe ich hinzugefügt. Oder Insel-Krimi 14: Pellworms kleine Leichen. Die Story habe ich fast komplett erträumt.

Welche Autoren / Autorinnen oder Hörspielmacher / Hörspielmacherinnen haben dich besonders geprägt?

Das war tatsächlich Erik Albrodt, der schon zu der Zeit, als ich im Jahre 2009 zum Hörspielprojekt dazu kam, tolle Hörspiele produzierte. Wenn ich da an Teen Agents denke und auch an seine Einzelhörspiele. Mittlerweile hat er ja so Serien wie die 3 Senioren, Dark Holmes oder die Twilight Mysteries geschrieben und auf den Weg gebracht. Seine erste Midnight Tales gehört immer noch zu meinen Lieblingshörspielen. Als zweites möchte ich Johanna Steiner nennen, die mit ihrem Buchstabier mir LKW einen Dauerbrenner in meinem CD-Player beschert hat (nachdem ich es auf einen CD-Rohling brannte^^).

Wie läuft bei dir der kreative Prozess ab – vom ersten Gedanken bis zum fertigen Skript?

Ich bin kein Plotter, also habe ich die Story nur in Teilen im Kopf, der Rest ergibt sich beim schreiben. Mittendrin ändere ich dann immer etwas, so dass der Mörder am Ende durchaus ein anderer sein kann, als ich zu Beginn noch dachte. Dadurch bleibt es aber auch für mich spannend.

Schreibst du linear oder entwickelst du erst bestimmte Szenen und verknüpfst sie später?

Ich schreibe nie linear, sondern schon fast chaotisch. Es kommt oft vor, dass ich eine erste Szene schreibe, dann zum Ende hüpfe, dann meinetwegen in die Mitte und zum Schluss vielleicht noch zwei Szenen vor der ersten einfüge und dann doppelte Arbeit habe. Aber am Ende des Skriptes lese ich es mir noch einmal laut vor und passe dann noch an.

Wie gehst du mit Schreibblockaden um – wenn es mal nicht weitergeht?

Die habe ich so gut wie gar nicht. Und wenn es doch mal so sein sollte, was aber höchstens einmal im Jahr vorkommt, dann schreibe ich einfach zunächst eine andere Szene oder auch an einer anderen Story weiter.

Gibt es Figuren oder Geschichten, zu denen du immer wieder zurückkehrst oder es gerne würdest?

Figuren nicht, aber ich habe festgestellt, dass es sich bei mir oft um Reisen dreht, um Vertriebene wie bei Mole, um Wissenschaftler, die sich ihren Weg nach Deutschland erkämpfen müssen (Midnight Tales 25 – 28 Schöne tote Welt) oder die lange Reise zurück ins Fürstentum in Schwert und Runenzauber.

Hörst du deine eigenen Produktionen nach Veröffentlichung? Wenn ja – wie kritisch bist du dann?

Ja, ich höre jede Produktion, an der ich beteiligt war, noch öfter. Manchmal finde ich auch Sachen, die mir nicht gefallen, aber die vermutlich niemand anderes außer mir bemerken würde. Aber ich kann auch über längst vergessene Gags oder Wendungen von mir lachen, die ich besonders gut gelungen finde.

Welche deiner Hörspielproduktionen liegt dir besonders am Herzen – und warum?

Ach, ich mag eigentlich alle Genres, in denen ich mich austoben darf, sonst würde ich es nicht machen. Sehr viel Freude habe ich an meiner Fantasy-Serie Schwert und Runenzauber bei Carsten Hermann oder den Fantasy Tales bei Contendo. Innerhalb der Geister-Schocker laufen ab dem 25. September die Abenteuer rund um zwei Brüder in den 1850ern, die auf Geisterjagd gehen. Daran habe ich auch sehr viel Spaß und konnte jetzt das sechste Skript dazu liefern. Ende offen.

Du bewegst dich oft im Bereich Horror, Mystery und Thriller – was fasziniert dich daran?

Schon als Kind war ich von Hui Buh, danach von Dracula und Frankenstein fasziniert. Und von Dr. Finistra! Und ich liebe Horror-Filme. Dabei müssen die nicht immer mit übernatürlichen Figuren besetzt sein, denn ich mag auch sehr gerne die Slasher aus den 70er und 80ern. Ein bisschen Humor darf auch da drin sein, aber eher schwarzer Humor. Mit den meisten Komödien kann ich nicht so viel anfangen, mit den heutigen schon mal gar nicht.

Gibt es Tabus oder Themen, die du bewusst meidest?

Ich versuche nicht zu politisch zu sein, doch manchmal kann ich auch nicht anders. Und das Thema Religion vermeide ich auch weitestgehend.

Welche neuen Genres würdest du gern noch ausprobieren?

Da gibt es nicht viel. Ich hatte einmal einige Folgen für Sex in Serie geschrieben, eine der Geschichten hatte ich bewusst mit allen Klischees der 70er entwickelt, angefangen mit dem Namen der Protagonistin: Uschi. Leider ist das Hörspiel immer noch nicht erschienen. Das war mal etwas Neues und ich hatte viel Spaß daran. Ansonsten wüsste ich kein Genre, welches ich in meinem Portfolio vermissen würde.

Gibt es ein reales Ereignis oder einen Mythos, den du gern einmal adaptieren würdest?

Ja, seit 15 Jahren möchte ich mal ein Hörspiel über den Cäsar Caracalla machen. Jüngst wurde er und sein Bruder in dem Film Gladiator 2 vollkommen falsch dargestellt, das hat mich richtig geärgert. Das würde ich irgendwann mal gerne angehen.

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Du arbeitest mit verschiedenen Hörspiellabels wie Contendo Media oder Hermann media audiobooks zusammen – wie unterscheiden sich die Produktionen?

Bei den unterschiedlichen Labels muss ich mich hauptsächlich bei der Form des Skriptes umorientieren. Der eine Produzent möchte Takenummerierungen, der andere nicht, manche Regieanweisungen, weil sie nicht immer vor Ort sein können usw. Bei einigen finden auch gemeinsame Aufnahmesessions statt (wie z.B. bei Schwert und Runenzauber, bei denen sich die beiden Hauptprotagonisten regelmäßig zu Aufnahmen treffen) , bei anderen wird ge-ixt, also einzelne Aufnahmen der Sprecher zusammengeschnitten.

Welche Produktion war für dich besonders herausfordernd – und warum?

An Krimiplots habe ich immer einen besonderen Anspruch, das fällt mir schwerer, das muss ich zugeben. Da soll ja alles stimmig sein und man kann nichts durch einen einfachen Zauber erklären, wie in den phantastischen Stoffen.

Wie siehst du die Zukunft des Hörspiels – insbesondere im Streaming-Zeitalter?

Ich persönlich gehöre immer noch zu den guten alten CD-Käufern, auch wenn ich mich damit auseinandersetzen muss, dass es doch immer weniger wird. Aber ich halte nicht starr daran fest, wenn es eben nur den Stream oder Download gibt, kann ich auch damit leben. Viele meiner Geschichten erscheinen ja mittlerweile nur noch so, auch wenn ich immer noch einige CD-Veröffentlichungen über das Jahr verteilt habe.

Wie beurteilst du die aktuelle Vielfalt im deutschsprachigen Hörspielmarkt?

Ja, die Vielfalt war nie so groß wie heute. In meiner Kindheit gab es nur eine Handvoll Label, jetzt sind es doch wesentlich mehr. Für fast alle Hörer dürfte etwas dabei sein.

Gibt es aus deiner Sicht genug Nachwuchs in der Szene?

Ach, da gibt es doch einige. Stefan Hartlein zum Beispiel, der seinen ersten Insel-Krimi abgeliefert hat und auch an den Fantasy Tales, Science-Fiction Tales und anderen Reihen mitwirkt, oder Christoph Soboll, der mittlerweile deutlich mehr geschrieben hat als ich, obwohl er auch nebenher einen richtigen Brötchenjob hat.

An welchem Projekt arbeitest du gerade – darfst du schon etwas verraten?

Momentan setze ich meine Idee von Mole in einer kommerziellen Serie um. Die lieben kleinen Maulwürfe sorgen dann auch bei Contendo für Terror und Angst. Da sitze ich momentan an der zweiten Staffel, die zwar auf den bereits bestehenden Abenteuern beim Hörspielprojekt basieren, aber komplett überarbeitet und erweitert wurden. Da wartet dann auch eine vollkommen neue dritte Staffel auf euch, die aber noch geschrieben werden muss. Hinzu kommen außerdem einige Einzelabenteuer, die in den drei unterschiedlichen Zeitebenen spielen. Ansonsten bin ich auch noch an der sechsten Folge der Ahnenzauber beschäftigt und bald geht es mit einer weiteren Folgen für Dreamland Grusel weiter.

Was macht dir am meisten Freude am Hörspielschreiben – und was am wenigsten?

Am liebsten beginne ich ein neues Hörspiel. Die ersten Wörter sind doch ganz etwas besonderes, auch wenn sie im fertigen Skript wahrscheinlich immer weiter runterrutschen. Was ich gar nicht mag, ist der Korrekturdurchgang nach dem schreiben, bevor ich es abschicke.

Was ist dein persönlicher Hörspiel-Tipp – außer deinen eigenen?

Das ist ganz einfach und hat sich in den Jahren auch nicht geändert. Es handelt sich um den Titel Epic aus dem Oetinger Verlag. Conor Kostick hat es geschrieben und 2006 wurde es schon veröffentlicht. Das Hörspiel kann man leider nur noch gebraucht erstehen. Auf fünf CDs wird da die Geschichte einiger Jugendlichen erzählt, die in einer dystopischen Zukunft leben. Um dem Alltag zu entfliehen, treffen sie sich virtuell in einer World of Warcraft ähnlichen Welt und erleben dort Abenteuer, die auch eine Auswirkung auf ihr wirkliches Leben haben. Das Ganze ist super spannend mit Andreas Fröhlich als Erzähler umgesetzt. Es gibt dazu noch eine Fortsetzung mit dem Namen Saga, die zwar auch gut ist, mir aber etwas weniger gefallen hat. Aber immerhin gib es einige Auftritte des Helden aus dem ersten Teil.

Was möchtest du Nachwuchsautor und -autorinnen mit auf den Weg geben?

Bitte nicht zu lange zu warten, sondern sich einfach mit einem Text bewerben. Ich habe lange gezögert, so dass ich schon 50 war, als mein erstes Stück erschien.

Was hättest du gern früher über das Hörspielschreiben gewusst?

Als ich anfing, hatte ich gar keine Ahnung, wie man mit Skriptprogrammen wie etwa CeltX umgeht. Oda Plein von den MindCrusher Studios, die mich damals unter ihre Fittiche nahm, hat die Hände über den Kopf zerschlagen, als sie meine Ergebnisse gesehen hat. Das war dann das reinste Chaos und sie musste alles nochmal richten. Die Formatierung war damals komplett falsch. Da hätte ich mir und vor allem ihr viel Arbeit ersparen können, hätte ich mich vorher eingelesen.

Vielen Dank für deine Fragen, Sebastian. Hat mir Spaß gemacht, sie zu beantworten.

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