Holy Horror – Der Menschensauger

Blutdurst in Schwarz-Weiß – Wenn der Schrecken nicht auf der Leinwand endet

Die Serie Holy Horror aus dem Hause Holysoft hat sich seit ihrer Premiere zu einem der spannendsten Formate im deutschsprachigen Horrorhörspielsegment entwickelt. Mit mittlerweile über 40 Folgen bietet sie eine facettenreiche Sammlung von Gruselgeschichten, die mal auf klassischen Stoffen, mal auf historischen Ereignissen und oft auf originellen Ideen beruhen. Die 48. Folge mit dem Titel Der Menschensauger greift tief in die Schatzkiste der Filmgeschichte – und verwebt auf geschickte Weise Fiktion, Filmklassiker und übernatürliche Elemente zu einem unheimlich faszinierenden Mysterium. Im Zentrum steht der expressionistische Horrorfilm Nosferatu von Friedrich Wilhelm Murnau und sein rätselhafter Darsteller Max Schreck. Doch was, wenn Schreck mehr war als nur ein talentierter Schauspieler?

Der Schatten des Nosferatu

Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens aus dem Jahr 1922 gilt als Meilenstein des frühen Horrorkinos. Die düsteren Bilder, die unheimliche Atmosphäre und die markante Darstellung von Max Schreck als Graf Orlok machten den Stummfilm zu einem Klassiker. Der Mythos um Max Schreck, dessen Name übersetzt Angst bedeutet, hat über Jahrzehnte hinweg Spekulationen genährt. War er nur ein Schauspieler – oder ein echtes Wesen der Nacht? Diese Legende bildet die Grundlage für Der Menschensauger.

Das Hörspiel setzt sieben Jahre nach der Uraufführung von Nosferatu an. Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau arbeitet an einer Fortsetzung des Filmklassikers. Doch das Projekt wird jäh gestört, als ein Mord geschieht: einem Crewmitglied wird das Blut auf unnatürliche Weise entzogen. Während die Polizei rätselt, wächst unter den Beteiligten die Furcht. Denn der Verdacht fällt schnell auf Max Schreck, der sich seltsam verhält – und womöglich kein gewöhnlicher Mensch ist.

Albtraumhafte Schatten im Licht der Scheinwerfer

Kommissar Erich Neumann wird zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen: ein Toter am Set eines Filmstudios, blutleer, ohne äußere Verletzungen. Das Opfer war Teil des Teams rund um Friedrich Wilhelm Murnau, der dabei ist, eine Fortsetzung seines Kultfilms zu drehen. Die Atmosphäre ist von Beginn an angespannt. Die Produktion steht unter Zeitdruck, die Presse ist neugierig – und der Regisseur scheint mehr zu wissen, als er zugibt.

Schon bald rückt ein Mann in den Mittelpunkt der Ermittlungen: Max Schreck, Darsteller der Hauptfigur in Nosferatu. Während einige ihn für einen genialen Schauspieler halten, schwören andere, dass er sich seit Jahren nicht verändert habe – kein bisschen älter geworden sei. Seine Aura ist bedrohlich, seine Anwesenheit raubt selbst abgebrühten Crewmitgliedern den Atem.

Neumann, ein rationaler Ermittler, stößt bei seinen Nachforschungen auf immer mehr Rätsel. Alte Filmrollen, in denen Schreck auch Jahrzehnte zuvor auftritt, Zeitungsberichte über mysteriöse Todesfälle an früheren Sets, und schließlich: Aufzeichnungen aus Murnaus Tagebuch, die Hinweise auf okkulte Praktiken enthalten.

Parallel zur Polizeiarbeit erleben die Hörer Rückblenden zu Dreharbeiten von 1922. In diesen Szenen entfaltet sich eine unheimliche Dynamik zwischen Schreck und Murnau. Der Regisseur, besessen vom perfekten Bild, geht über moralische Grenzen hinaus – und scheint eine dunkle Vereinbarung eingegangen zu sein.

Der Plot spitzt sich zu, als weitere Todesfälle geschehen. Das Filmset wird zum Ort des Schreckens, an dem Realität und Fiktion verschwimmen. Schließlich kommt es zur finalen Konfrontation zwischen Kommissar Neumann, Murnau – und Schreck. Doch wer ist der wahre Täter? Ist Max Schreck wirklich ein Vampir? Oder steckt eine perfide Manipulation dahinter?

Stimmen des Grauens

Die Stärke dieses Hörspiels liegt neben dem packenden Plot auch in der dichten Figurenzeichnung und der exzellenten Sprecherbesetzung.

Holger Löwenberg brilliert als Kommissar Neumann. Seine Stimme trägt die Geschichte und verleiht der Figur Tiefe – zwischen Skepsis, Wut und wachsender Furcht.

Dietmar Wunder, bekannt als deutsche Stimme von Daniel Craig, verleiht Max Schreck eine beängstigende Präsenz. Er schafft es, mit minimalistischer Intonation maximale Wirkung zu erzielen.

Marius Clarén als Friedrich Wilhelm Murnau verkörpert die Obsession und Genialität eines Regisseurs, der dem Wahnsinn gefährlich nahekommt.

In Nebenrollen glänzen Tatjana Auster, Sascha Krüger, Anna Dramski und Matthias Brinck.

Die Stimmen sind präzise besetzt, nie überzeichnet, und harmonieren hervorragend mit der düsteren Klangkulisse.

Ein auditives Gruselkabinett

Der Menschensauger profitiert von der hochwertigen Produktion, die bei Holysoft mittlerweile Standard ist. Die Geräuschkulisse ist detailreich, aber nie überladen. Besonders hervorzuheben sind:

Die Atmosphäre im Filmstudio: Echo, Schritte auf Beton, das Summen alter Lampen – alles erzeugt ein Gefühl von Einsamkeit und Bedrohung.

Die Flashbacks in die 1920er Jahre: Hier wechselt das Sounddesign subtil ins Düstere, mit leichten Filtern, um das Gefühl eines alten Films zu imitieren.

Die musikalische Untermalung ist sparsam, aber effektiv. Die wenigen eingesetzten Klangteppiche sind meist schleichend, disharmonisch und verstärken das Gefühl von Beklemmung.

Kunst, Wahnsinn und Unsterblichkeit

Inhaltlich spielt Der Menschensauger auf mehreren Ebenen. Vordergründig ist es ein klassischer Gruselkrimi, doch unter der Oberfläche verhandelt das Hörspiel komplexe Themen:

Obsession mit der Kunst: Murnau ist bereit, alles zu opfern – sogar Menschenleben –, um seinen filmischen Traum zu verwirklichen.

Frage nach Realität und Fiktion: Wann wird ein Schauspieler zu seiner Rolle? Wann wird ein Film zur Realität?

Unsterblichkeit durch Kunst: Max Schreck wird zur Metapher für die dunkle Seite des Ruhms – ewig jung, aber auch ewig gefangen.

Ein Meilenstein der Reihe

Holy Horror – Der Menschensauger ist eine der stärksten Folgen der gesamten Reihe. Die Idee, die Legende um Max Schreck aufzugreifen und mit einer fiktiven Fortsetzung von Nosferatu zu verknüpfen, ist nicht nur clever, sondern auch atmosphärisch brillant umgesetzt. Die Story bleibt spannend bis zur letzten Minute, die Figuren sind glaubwürdig, die Produktion erstklassig.

Wer klassische Gruselstoffe liebt, aber auch an Metaebenen in Geschichten interessiert ist, wird dieses Hörspiel besonders schätzen. Es ist ein Fest für Cineasten, Hörspiel-Fans und Freunde des subtilen Horrors.

Holy Horror – Der Menschensauger

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Produktion

  • Produktion: David Holy
  • Skript: Marc Freund
  • Regie: Dirk Jürgensen
  • Sounddesign: Joky One

Sprecher

  • Kommissar Erich Neumann Holger Löwenberg
  • Assistent Johannsen Uke Bosse
  • Jürgen Passlack Sascha Krüger
  • Greta Teubner Katja Keßler
  • Friedrich Wilhelm Murnau Marius Clarén
  • Lisa Pfeiffer Tatjana Auster
  • Fanny Bluhm Annette Strasser
  • Karl Freund Matthias Brinck
  • Max Schreck Dietmar Wunder
  • Dr. Teubner Sven Brieger
  • Frau Lenz Anna Dramski
  • Dr. Lührsen Werner Wilkening
  • Nachtwächter Frank Keiler

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